Engers

KAB-Engers-Mülhofen lud zur Vorstellung des neuen Buches von Günther Salz

Auf Einladung der KAB-Engers-Mülhofen waren rund 50 Bürger aus Engers und Umgebung zur Vorstellung des neuen Buches von Günther Salz über den Engerser SS-Mann und Kripobeamten Rudolf Schmücker ins historische Rathaus gekommen.

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Mit einer Auswahl von Textstellen und zusammenfassenden Erläuterungen brachte Salz dem Publikum die Person und die Zeit Schmückers, der 1915 geboren wurde und 1996 starb, näher. Nach einem bruchlosen nationalsozialistischen Lebenlauf über die Hitler-Jugend, den Reichsarbeits- und Wehrdienst, dem Eintritt in die NSDAP und in die SS während einer Ausbildung zum Kriminalkommissar, wurde Schmücker im Mai 1942 zum Sonderkommando 7c der Einsatzgruppe B nach Roslawl in Russland abgeordnet. Dort wurde er als stellvertretender Kommandoführer in der Partisanenerkundung und -bekämpfung eingesetzt, wo er auch Anweisungen zu Exekutionen gab. Dem folgte ein Einsatz bei einer großen Partisanenjagd im weißrussischen Raum Polozk November 1943, bei der er einer von drei Kommandoführern war. Hierbei wurden fast 5500 Partisanen und „verdächtige Personen“ erschossen und 8000 „Ostarbeiter“ für den Arbeitseinsatz „im Reich“ ausgehoben.

Ende 1943 übernahm Schmücker die Leitung einer Außenstelle des Befehlshabers der Sicherheitspolizei Minsk in Nowogrodek. Auf der Flucht vor der Roten Armee im Sommer 1944 gab Schmücker noch einen Befehl zu einer Gefangenenerschießung in einer Scheune bei Nowogrodek weiter, bei der die erschossenen Opfer mitsamt der Scheune in Brand gesetzt wurden.

Nach mehrjähriger Gefangenschaft kehrte Schmücker 1950 nach Engers zurück. Nachdem er seine Entnazifizierung als „Spätheimkehrer“ mühelos überstanden hatte, konnte er bereits 1951 wieder in den Kriminalpolizeidienst zurückkehren. Oktober 1958 wurde er zum stellvertretenden Leiter des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz in Koblenz befördert. Sein vorgesetzter Leiter war – ausgerechnet – der ehemalige Gestapo-Chef von Minsk, Georg Heuser. Dieser wurde 1963 wegen 11.000-fachen Mordes zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, während Schmücker bei zwei Ermittlungsverfahren, einmal zu Roslawl und ein andermal zu Nowogrodek, mit zwei blauen Augen davonkam. Denn die Gefangenenerschießungen wurden mit unterschiedlichen Begründungen jeweils als Totschlag und nicht als Mord gewertet. Der Straftatbestand des Totschlages war aber bereits am 8. Mai 1960 verjährt. So konnte Schmücker nach seiner vorzeitigen Pensionierung 1969 noch 27 ruhige Jahre in Engers verbringen.

In der nachfolgenden Diskussion wurde das Verhalten der Nachkriegsjustiz im allgemeinen und der Koblenzer Staatsanwaltschaft im besonderen kritisch kommentiert. Besonders die ältere Besucherschaft zeigte reges Interesse an Informationen und Fragen zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Wohl auch deshalb, weil in manchen Familien offenbar noch nicht alle Geschichten zu Ende erzählt worden sind. Vermisst wurde eine stärkere Teilnahme der jungen Generation an der Veranstaltung. Gerade sie müssten die Vergangenheit kennen, um den heutigen Gefahren des Neonazismus und Rassismus entgegen treten zu können, hieß es.

Das Buch von Günther Salz trägt den Titel: „Ein Leben – zwei Karrieren. Der Engerser SS-Mann und Kripobeamte Rudolf Schmücker“. Es ist 2021 bei BoD Norderstedt erschienen. Umfang: 190 Seiten einschließlich Dokumentation. Das Werk ist im Buchhandel oder beim Autor in Engers erhältlich.

Pressemitteilung: KAB-Engers-Mülhofen