Limburg

Nach fünf Jahren Ehrenamt: Limburger Stadtbrandinspektor René Jung ist jetzt hauptamtlich aktiv

René Jung (Bildmitte) versieht das Amt des Limburger Stadtbrandinspektors seit dem 1. Mai in einer hauptamtlichen Stelle. Erster Stadtrat Michael Stanke (links) und Michael Wolf als Leiter des Ordnungsamts sehen in der hauptamtlichen Stelle nicht nur eine vernünftige Lösung, sondern eine dringende notwendige Veränderung.
René Jung (Bildmitte) versieht das Amt des Limburger Stadtbrandinspektors seit dem 1. Mai in einer hauptamtlichen Stelle. Erster Stadtrat Michael Stanke (links) und Michael Wolf als Leiter des Ordnungsamts sehen in der hauptamtlichen Stelle nicht nur eine vernünftige Lösung, sondern eine dringende notwendige Veränderung. Foto: Stadt Limburg

Fünf Jahre lang hat René Jung das Amt des Limburger Stadtbrandinspektors ehrenamtlich ausgefüllt. Nun steht er als hauptamtlicher Stadtbrandinspektor in Diensten der Stadt.

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Denn die Limburger Stadtverordnetenversammlung hatte mit ihrem Haushaltsbeschluss für das Jahr 2022 im Dezember vergangenen Jahres die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Stelle hauptamtlich zu besetzen. Das ist nun geschehen. Seit dem 1. Mai ist René Jung als Angestellter der Stadt im Dienst.

„Die Aufgabe des Stadtbrandinspektors von einer ehrenamtlichen Funktion in eine hauptamtliche Aufgabe zu überführen, ist das Ergebnis der Erfahrungen aus den vergangenen fünf Jahren sowie verschiedener neuer Anforderungen durch gesetzliche Änderungen, aber zum Beispiel auch durch wachsende Gewerbegebiete“, verdeutlichte Limburgs Erster Stadtrat Michael Stanke als zuständiger Dezernent für den Brandschutz bei der Vorstellung der neuen Position.

Das Ergebnis aller Veränderungen lässt sich laut Stanke in einem Satz zusammenfassen: Die Aufgaben des Limburger Stadtbrandinspektors lassen sich in einem Ehrenamt nicht mehr erledigen. Der Stadtbrandinspektor bleibt nach wie vor eingebunden in den Bereich Rettungsdienste im Ordnungsamt. Nach Angaben von Amtsleiter Michael Wolf wird der „Rettungsdienst“ jedoch zu einer eigenständigen Abteilung.

Aufgaben lassen sich im Ehrenamt nicht mehr erledigen

Im März 2017 hatten die Einsatzkräfte aller Feuerwehren der Stadt Limburg René Jung zum Stadtbrandinspektor und damit zum Nachfolger von Uwe Zimmermann gewählt. Zimmermann ist Mitarbeiter der Stadt und war zunächst als Gerätewart tätig, derzeit arbeitet er bis zu seinem Rentenbeginn Anfang 2023 als Sachbearbeiter im Bereich der Brandschutzdienststelle.

Jung wiederum behielt seine berufliche Anstellung als Werkstattleiter eines Autohauses in Idstein. Er erledigte die neue Aufgabe bisher in seiner Freizeit – und auch in seiner Arbeitszeit in Absprache mit seinem Arbeitgeber. Der 46-Jährige hat in seiner ersten Amtszeit die Erfahrung gemacht, dass sich die Aufgaben als Stadtbrandinspektor im Ehrenamt nicht mehr erledigen lassen. „Es geht gar nicht so sehr um die Einsätze der Feuerwehr, sondern um vieles mehr, was mit dem Amt verbunden ist“, verdeutlicht Jung.

Das Drumherum besteht zum Beispiel in Abstimmungen mit anderen Behörden und Ämtern. Das ist an deren Dienstzeiten geknüpft und fällt daher auch in die Zeit, in der René Jung in den vergangenen fünf Jahren seiner Arbeit nachgegangen ist. Der Brandschutz und damit der Stadtbrandinspektor sind auch gefordert, da die Stadt über eine eigene Bauaufsicht verfügt, die nicht nur für die Kontrolle von Baustellen verantwortlich ist, sondern auch die Baugenehmigung erteilt. Vor allem durch die steigende Anzahl von Gewerbebauten kommen auf den vorbeugenden Brandschutz und die Feuerwehr vermehrt neue Aufgaben hinzu.

Rund 400 Einsätze für die Limburger Wehren pro Jahr

Jung sieht in dem Amt des Stadtbrandinspektors, angesiedelt im Bereich der Abteilung ÖPNV und Rettungsdienste des Ordnungsamts, auch eine klare Führungsaufgabe. Geführt werden wollen aktuell 319 Aktive aus den Feuerwehren der gesamten Stadt. Dabei handelt es sich, mit Ausnahme der fest angestellten drei Gerätewarte, ausschließlich um ehrenamtliche Kräfte.

Da ist nach Einschätzung von Jung Überzeugungsarbeit notwendig, um alle bei der Stange zu halten, Verständnis zu entwickeln für Belastungen, die im Ehrenamt Feuerwehr durch konkrete Einsätze auftreten oder auch teilweise dadurch entstehen, wenn zu viele Fehlzeiten am Arbeitsplatz auflaufen. Jung sieht seine Feuerwehren hier gut aufgestellt und zukunftsfähig. Deutlich werde aber auch, dass die Nachwuchsgewinnung eine große Herausforderung ist und die Aktiven teilweise schon eine erhebliche Einsatzbelastung pro Kopf haben.

Zu rund 400 Einsätzen rücken die Aktiven der Limburger Wehren pro Jahr raus. Mit der Corona-Pandemie ist die Zahl der Einsätze gestiegen. 120 Einsätze werden durch Brandmeldeanlagen ausgelöst, in den allermeisten Fällen sind dies Fehlalarme, und die Einsatzkräfte können schnell wieder in die Feuerwache oder in ihre Feuerwehrhäuser zurück. „Doch auch solche Einsätze sind mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden, zwischen 60 und 90 Minuten fehlen die Einsatzkräfte dann tagsüber an ihren Arbeitsplätzen“, verdeutlicht Jung.

Sein Ziel als Stadtbrandinspektor ist es, möglichst lange die bewährten Strukturen bei den freiwilligen Feuerwehren der Stadt aufrechtzuerhalten und so die Einsatzfähigkeit zu sichern: „Wir müssen dabei alle mitnehmen und dürfen nicht vergessen, dass sich die Aktiven ehrenamtlich engagieren und der Brandschutz immer neue Herausforderungen stellt, die entsprechende Schulungen und Ausbildung erfordern.“

Statt Wahlen gab es ein Bewerbungsverfahren

Damit die Führungsaufgabe der Limburger Wehren in eine hauptamtliche Stelle der Stadt umgewandelt werden konnte, war die Stelle nicht nur über den Haushalt in den Stellenplan aufzunehmen. So mussten die Feuerwehren auch ihre Satzung anpassen. Der Limburger Stadtbrandinspektor ist in der Vergangenheit stets für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt worden. Das entfällt künftig. Jungs Ernennung zum Stadtbrandinspektor ging ein Bewerbungs- und Besetzungsverfahren voraus (insgesamt gab es drei Bewerbungen), anschließend musste sich der Kandidat durch die Aktiven der Feuerwehr bestätigen lassen.

Eine neue Wahl entfällt in den nächsten Jahren, denn Jung ist nun Beschäftigter der Stadt. Wenn für die Aktiven der Wehren eine Zusammenarbeit mit ihm nicht mehr möglich ist, kann der Dienst über ein Misstrauensvotum beendet werden. Da Jung nun in einem hauptamtlichen Dienstverhältnis mit der Stadt steht, verfügen die Feuerwehren über ein neues Amt, den einer Sprecherin oder eines Sprechers der Ehrenamtlichen. Die Aktiven haben Stefanie List mit dieser Aufgabe betraut.

Nach Stankes Einschätzung ist die Wandlung vom Ehren- ins Hauptamt nicht nur vernünftig, sondern im Hinblick auf die künftige Entwicklung auch dringend notwendig. Er sieht große Herausforderungen im Bereich Katastrophenschutz, was sich durch Entwicklungen der vergangenen Jahre deutlich abzeichne. „Und Katastrophenschutz in Städten unserer Größe ist immer bei der Feuerwehr angesiedelt“, so Stanke. red