Oberneisen/Aar-Einrich.

Benefizkonzert in Oberneisen: Menschen im Flüchtlingslager auf Lesbos nicht vergessen

Der Chor TonArt unterstützte „Wir machen mit“ bereits bei einem vorherigen Benefizkonzert. Die Sängerinnen und Sänger um Chorleiterin Bettina Scholl boten einfühlsamen Gesang, der die Besucher in der Rundkirche zum „Mitschwingen“ animierte. Fotos: Wir machen mit
Der Chor TonArt unterstützte „Wir machen mit“ bereits bei einem vorherigen Benefizkonzert. Die Sängerinnen und Sänger um Chorleiterin Bettina Scholl boten einfühlsamen Gesang, der die Besucher in der Rundkirche zum „Mitschwingen“ animierte. Fotos: Wir machen mit Foto: Wir machen mit

Oberneisen/Aar-Einrich. „Ich schäme mich für ein Europa, das trotz seines immer noch bestehenden Reichtums auf die Flüchtlingsproblematik nur mit radikaler Abschottung und zunehmender Festigung seiner Außengrenzen reagiert." Eindringliche Worte richtete Achim Lauer von der Hilfsinitiative „Wir machen mit“ zum Ende des Benefizkonzerts der Initiative an die Zuhörer in der Rundkirche in Oberneisen.

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Ziel des Konzerts war es, die Öffentlichkeit trotz des Leidens der Menschen in der Ukraine, die in ihrem Land dem russischen Angriffskrieg, dem Bombardement, Hunger und Kälte ausgesetzt sind, den Fokus auch auf die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeerraum zu richten.

Konkret unterstützt „Wir machen mit“ zurzeit ein Projekt am Flüchtlingslager Kara Tepe (Moria 2) auf der Insel Lesbos. Seit zwei Jahren sammelt die Initiative Spenden für ein medizinisches Projekt der Physiotherapeutin Fabiola Velasques, die die dort ehrenamtlich kriegsversehrte oder behinderte Menschen versorgt und dazu dringend auf Spenden angewiesen ist.

Darauf aufmerksam wurde die Initiative, nachdem der Mainzer Arzt Gerhard Trabert und die Reckenrother Aktivistin und Fotografin Alea Horst von den unmenschlichen Zuständen auf der Insel berichteten. Rund 50.000 Euro generierte „Wir machen mit“ bisher, doch um die wichtige Arbeit von Fabiola Velasques und ihren Mitarbeitern längerfristig zu unterstützen, sind weitere finanzielle Mittel notwendig.

Dass „Wir machen mit“ bisher so erfolgreich Spenden sammeln konnte, beruht auf dem Prinzip, die Menschen in der Region zum „Mitmachen“ aufzufordern, die mit eigenen Veranstaltungen, Sammelaktionen oder persönliches Engagement das Spendenkonto füllen. Die Initiative garantiert, dass jeder Cent der Spendengelder letztlich auch im unterstützten Projekt ankommt und dass die Spender regelmäßig über die Verwendung informiert werden.

Für das Benefizkonzert in der Rundkirche folgten dem Aufruf der Chor TonArt aus Netzbach, der die Initiative bereits bei einem Konzert für die Opfer des Erdbebens auf Haiti unterstützte, das Instrumentaltrio Wagner (Hang), Herden (Klarinette), Reuß (Gitarre) sowie Daniela Daub und Axel Wienker mit poetischen Versen, begleitet von Melodien auf der Gitarre. Hinzu kamen Gedichte von Petra Samarah, Mitglied von „Wir machen mit“. Alle wählten ihre Beiträge passend zum Anlass.

„Bitte helfen Sie uns mit einer Spende, damit das Projekt auf Lesbos weiterhin finanziert werden kann.“

Achim Lauer („Wir machen mit“) bittet um weitere Unterstützung.

„Das war ein beeindruckendes Konzert mit sehr viel Tiefgang“, fasste ein Besucher den Nachmittag zusammen. Besonders die dargebotene Lyrik stimmte die Besucher nachdenklich. Die Verse hinterfragten die derzeitige Situation der Menschen in Mitteleuropa, die zwar aufgrund der Krisen große Einschränkungen hinnehmen müssen, doch diese Situation keinen Vergleich darstellt zu den Umständen, mit denen die Not leidenden Menschen, sei es in der Ukraine, im Flüchtlingslager auf Lesbos oder in anderen Krisengebieten der Erde, zurechtkommen müssen.

Emotionaler Höhepunkt des Konzerts war der Besuch von Abdulkarim Shahoud, der aus Syrien floh, auf der Flucht von türkischen Grenzsoldaten angeschossen wurde und seitdem querschnittsgelähmt ist. Shahoud verdankt der medizinischen und seelischen Versorgung von Fabiola Velasques im Lager Moria sein Leben. Dank des Einsatzes von Gerhard Trabert konnte er nach Deutschland ausreisen. Er schilderte in einem Interview, wie wichtig die Hilfe von Fabiola Velasques für ihn und andere flüchtende Menschen auf Lesbos ist.

„Umso dringlicher ist es, dass wir weiterhin das Projekt unterstützen, um wenigstens einigen Menschen eine Verbesserung ihrer Situation zu ermöglichen. Menschen wie Fabiola Velasques, Gerhard Trabert oder Alea Horst helfen nicht nur, körperliche und seelische Wunden zu heilen. Sie geben diesen Menschen auch stückweise ihre Würde zurück. Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, damit das Projekt Moria weiterhin finanziert werden kann“, bat abschließend Achim Lauer um weitere finanzielle Unterstützung. Eine Bitte, der die Besucher des Konzerts reichlich nachkamen. Am Ende kamen 1100 Euro zusammen. red

Spendenkonto eingerichtet

Bei der Verbandsgemeinde Aar-Einrich ist ein Spendenkonto von „Wir-machen-mit“ eingerichtet: Naspa, IBAN DE 76 5105 0015 0604 0147 00, SWIFT-BIC: NASSDE55XXX. Der Verwendungszweck: „Spende Wir-machen-mit“. Empfänger ist die VG Aar-Einrich.

red
Rhein-Lahn-Zeitung Diez
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