Ringen

Junger Familienvater aus Ringen stirbt plötzlich: Was seiner Frau und den Kindern nun hilft

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Ein Bild aus glücklichen Tagen: Sabrina Paulissen und ihr Mann Nicco, der mitten aus dem Leben gerissen wurde. Foto: Daniel Lenz

Es ist der Albtraum für jede Familie, was in der Grafschaft geschehen ist. Ein 39-Jähriger wird plötzlich und unerwartet mitten aus dem Leben gerissen. Er hinterlässt seine Frau und zwei kleine Kinder, sieben und vier Jahre alt. Eine inzwischen angelaufene Spendenkampagne und eine große Anteilnahme geben den Hinterbliebenen in dieser schweren Zeit nun zumindest ein bisschen Kraft.

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Mit dem Spendenkonto, das eine Familienfreundin über die Onlineplattform Gofundme eingerichtet hat, wächst die Zuversicht, dass es irgendwie weitergeht. Dafür ist Sabrina Paulissen sehr dankbar. Trotzdem bleiben große Herausforderungen. Jeder, dem Sabrina Paulissen die Tür öffnet, spürt, dass in diesem Haus in Ringen das bunte Leben mit Kindern eine große Rolle spielt. Im Vorgarten steht ein Schneemann, und eine liebevoll beschriftete Tafel lässt ahnen, dass hier eine glückliche Familie wohnt. Doch einer, dessen Name hier vermerkt ist, fehlt jetzt: Nicco Paulissen. Er ist kurz vor Weihnachten gestorben. Warum? Die Antwort hat Sabrina Paulissen mit dem Obduktionsbericht vor Kurzem bekommen. „Es war eine Infektion mit Streptokokken, die sich rasend schnell in seinem Körper ausgebreitet hat“, so Paulissen.

Infektion wurde schlimmer

Es begann mit unerträglichen Rückenschmerzen. „Nicco kam mittwochs noch nicht einmal mehr aus dem Auto, als er die Tochter von den Pfadfindern abgeholt hat“, schildert Sabrina Paulissen den Beginn des Dramas. In der Notfallklinik wurden die Schmerzen behandelt und ein MRT gemacht. „Sie wollten ihn dabehalten, doch er sagte, er müsse nach Hause“, so Paulissen. Doch es sei nicht besser, sondern schlimmer geworden. Also sei er am Donnerstag mit dem Rettungswagen erneut ins Krankenhaus eingeliefert worden. Aufgrund seiner Atemnot und sich verschlechternder Werte habe er am Freitag in ein künstliches Koma versetzt werden müssen. „Er sagte noch, ich sterb‘ schon nicht“, erinnert sich Sabrina Paulissen. Doch nach und nach hätten alle Organe versagt, obwohl die Mediziner alles getan hätten, um ihn zu retten.

Er sagte noch, ich sterb‘ schon nicht.

Sabrina Paulissen

Die 34-Jährige, die als Tagesmutter selbstständig ist, muss ihr Leben nach diesem schrecklichen Schicksalsschlag nun völlig umkrempeln. Ihr Mann hat als Kfz-Meister gearbeitet. „Jetzt gibt es nur noch ein Gehalt“, so Paulissen. Sie wird wohl zurück in ihren alten Beruf als Betriebsfachwirtin wechseln. Der Spendenaufruf, den die Familienfreundin gestartet hat, hilft erst einmal ein bisschen weiter. Sie, die immer anderen geholfen hat, zum Beispiel ehrenamtlich als Lebensmittelretterin in der Organisation Foodsharing und als freiwillige Helferin nach der Flut im Juli 2021, erfährt nun selbst, wie es ist, von anderen aufgefangen zu werden. „Meine ehemalige Schule hat den Erlös vom Kuchenverkauf beim Tag der offenen Tür gespendet“, sagt sie. Erstaunt ist sie auch über die Reichweite des Hilferufs. „Eine Freundin meiner Mutter aus Spanien hat sogar Geld gespendet.“

Es tut ihr gut zu wissen, dass es diese Anteilnahme gibt. Denn die monatlichen Raten für den Abtrag des Einfamilienhauses und das vor einem halben Jahr gekaufte Auto laufen weiter. Im Wohnzimmer stehen nun zwei Kamine – das neue, Wasser führende Modell wollte ihr Mann einbauen, um Energie zu sparen. „Doch mein Mann ist nun nicht mehr da, um Holz zu machen“, sagt sie. „Außerdem rollt eine Bürokratielawine auf mich zu“, so Paulissen und berichtet, wie lange es momentan wegen Krankheitsfällen dauert, einen Erbschein zu beantragen. Sie versuche nun, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Mit zwei Kindern müsse sie funktionieren.

Fotowand erinnert an gute Zeiten

Eine emotionale Herausforderung ist es für sie, die Kinder nun allein großzuziehen. Dass der Papa nicht wiederkommt, müssten sie erst einmal realisieren. Hinter dem Esstisch hat sie eine Wand mit Fotos gestaltet, die von den schönen Momenten mit ihrem Vater erzählen und sie in Erinnerung rufen. „Sie sollen an die tolle Zeit denken, die sie mit ihrem Papa gehabt haben“, so Sabrina Paulissen. Vom Klettergerüst im Garten können die Kinder auf das Grab ihres Papas schauen. „Sie können ihn auf dem Friedhof jederzeit besuchen und mit ihm sprechen. Das ist gut für die Verarbeitung des Geschehens“, sagt Sabrina Paulissen, die von einer Familienseelsorgerin betreut wird. „So kann ich auch die Reaktionen der Kinder besser verstehen.“ Durch ihre Kontakte zum Kinderschutzbund hat sich die Familie einer Gruppe für trauernde Kinder angeschlossen, die von der Pfarrgemeinde Breisiger Land angeboten wird. „Da werden zum Beispiel Kissenbezüge aus der Kleidung der Verstorbenen genäht und andere schöne Ideen kindgerecht umgesetzt.“

Sabrina Paulissen versucht, sich mit ihrer Familie der Situation zu stellen und den Blick auf das Tröstliche zu lenken. Auch ihren Kindern erzählt sie immer wieder davon, wie viele Menschen schon gespendet haben. Die Erfahrung, dass man gemeinsam stark ist, wenn alle zusammenhalten, will sie als Botschaft weitergeben und nicht in Trauer versinken.