Nürburgring

„Wollte gar nicht mehr runter“: Pfälzer Band Friends Don't Lie debütiert bei Rock am Ring

Von Stefan Schalles
In Siegerpose nach dem Auftritt bei Rock am Ring: Friends Don't Lie um (von links) Ole Emser, Markus Ziesch und Stefan Suchoroschenko
In Siegerpose nach dem Auftritt bei Rock am Ring: Friends Don't Lie um (von links) Ole Emser, Markus Ziesch und Stefan Suchoroschenko Foto: Sebastian Becker

Was für die meisten ein schöner Traum bleibt, ist für Friends Don't Lie am Freitag Realität geworden: Nach ihrem Erfolg beim Warsteiner Bandcontest durfte die Poppunkband zum Auftakt von Rock am Ring auf der Orbit Stage vor Tausenden Festivalbesuchern performen. Wie die drei Musiker aus Neustadt an der Weinstraße das Konzert erlebt haben, erzählen sie hier.

Lesezeit: 6 Minuten
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Als Festivalbesucher kommt ihr inzwischen seit 15 Jahren an den Ring. Nun standet ihr dort zum ersten Mal auf statt vor der Bühne. Was war das für ein Gefühl? Wie habt ihr den Auftritt wahrgenommen?

Markus Ziesch: Es war wirklich unbeschreiblich. Wenn man das Festival kennt und selbst Musik macht, träumt man natürlich davon, dass man es irgendwann selbst mal auf die Bühne schafft. Aufgefallen ist uns dabei vor allem, dass man als Besucher immer sehr schnell urteilt über den schlechten Sound, die schlechte Performance. Wenn man dann aber selbst so eine Show auf die Beine stellt, merkt man, dass es schon noch mal ein bisschen was anderes ist, wenn man auf und nicht vor der Bühne steht.

Erst dann sieht man, was an einem solchen Auftritt noch alles dranhängt, wie viel Herzblut dort reingesteckt wird, wie viel Organisation auch von Warsteiner in dieses Projekt geflossen ist. Dementsprechend haben wir noch einmal einen riesengroßen Respekt gewonnen vor allen Künstler, die hier auftreten, egal ob man deren Musik mag oder nicht.

Wobei es auch gar nicht unbedingt darum geht, was andere Künstler machen, sondern um das, was hier außenrum so passiert – und da haben wir verdammt viel gelernt, gerade, was die Organisation angeht.

Markus Ziesch über die Erfahrungen rund um den Auftritt bei Rock am Ring

Wie sah eure Gefühlswelt vor dem Auftritt aus? Überwiegt in einer solchen Situation die Aufregung oder doch die Vorfreude?

Stefan Suchoroschenko: Unsere größte Angst war eigentlich, dass mit der Technik irgendwas schiefgeht. Das ist eine Befürchtung, die immer irgendwie mitschwingt, sich in diesem Fall aber zum Glück nicht bewahrheitet hat. Zugleich war es absolut überwältigend, vor so vielen Menschen auf der Bühne zu stehen, zu wissen, dass sie gerade hier sind, um uns zu sehen. Dabei fühlt sich das Spielen selbst eigentlich gar nicht großartig anders an als bei kleineren Auftritten. Man zieht hier wie dort letztendlich einfach sein Programm durch.

Eure Sorge um die Technik dürfte auch darin gründen, dass ausgerechnet die zu Beginn eures Auftritts im Finale des Warsteiner Bandcontests gestreikt hat. Was ging euch in diesem Moment durch den Kopf?

Markus Ziesch: Die Anspannung war bei diesem Auftritt grundsätzlich sehr groß, viel größer als bei allen bisherigen, viel größer auch als hier am Ring. Es ist eben schon ein großes Manko, wenn man mit der Technik nicht zu 100 Prozent vertraut ist, weil man im Finale als erste Band auftritt. Als derjenige, der sich bei uns um diese Sachen kümmert, habe ich allerdings bereits viel Liveerfahrung gesammelt, durch kleinere Auftritte bei Hochzeiten etwa, und auch da passiert immer mal was, es läuft nie alles rund.

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In diesen Situationen gilt es dann einfach zu improvisieren, und genau das haben wir auch im Finale des Warsteiner Bandcontests getan. Natürlich war es nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten, aber wir haben mit dem gearbeitet, was uns zur Verfügung stand, denn am Ende geht es darum, was vorn rauskommt. Bei dem, was hinten passiert, ist nur wichtig, dass die Leute möglichst wenig davon mitbekommen.

Im Line-up zu Rock am Ring 2023 habt ihr euch nun den Platz geteilt mit Bands, die teils seit Jahrzehnten auf der Bühne stehen. Ihr hingegen hattet erst in besagtem Finale des Bandcontests euren ersten gemeinsamen Livauftritt. War der Erfolg vor diesem Hintergrund auch für euch überraschend?

Ole Emser: Man ist natürlich selbstbewusst, geht aber nicht in einen solchen Wettbewerb und sagt: „Wir gewinnen das ohnehin, stellt schon mal die Sektflaschen kalt.“ Grundsätzlich kennen wir unsere Abläufe, sind sehr gut eingespielt und wissen genau, was der andere macht. Trotzdem haben wir in Berlin beim Soundcheck die anderen Bands gesehen und uns gedacht: „Oh, die sind schon stark.“ Seine eigene Musik hingegen kann und will man gar nicht so richtig bewerten, weil man sie einfach zu oft hört, zu oft daran rumtüftelt, sie im Proberaum spielt. Dass sie etwas taugt, merkt man erst, wenn man wie im Fall des Bandcontests von außen positives, ernst gemeintes Feedback erhält.

Was nehmt ihr also mit von Rock am Ring? Konntet ihr euch rund um euren Auftritt auch mit anderen Künstlern austauschen?

Markus Ziesch:

Direkten Kontakt zu anderen Künstlern gab es nicht, einige haben wir zwar hinter der Bühne gesehen, allerdings geht man in so einem Fall nicht einfach zu ihnen und spricht sie an. Wobei es auch gar nicht unbedingt darum geht, was andere Künstler machen, sondern um das, was hier außenrum so passiert – und da haben wir verdammt viel gelernt, gerade, was die Organisation angeht, die Unterstützung durch die Warsteiner-Brauerei. Allein hätten wir das in so kurzer Zeit gar nicht stemmen können, weil es einfach auch jemanden braucht, der einen ein bisschen rumscheucht – die uns zur Seite gestellte Tourmanagerin etwa. Du selbst hingegen bist schon genug damit beschäftigt, Musik zu machen.

Wir versuchen, authentisch zu bleiben, wollen uns auch den Medien gegenüber nicht verstellen.

Markus Ziesch

Wie sehr profitiert man letztlich auch von den hier gesammelten Erfahrungen? Geht ihr den nächsten Auftritt jetzt gelassener an?

Ole Emser: Auf jeden Fall, ich mein, es kommt alles über die Erfahrung und die Routine. Wobei ich persönlich auch vor dem Auftritt bei Rock am Ring nicht wirklich aufgeregt war. Bei mir ist es eher ein Gefühl wie „Lasst die Affen aus dem Zoo“: Du willst hoch auf die Bühne und endlich spielen. Und ich hätte auch noch eine halbe Stunde länger spielen können oder drei, eigentlich wollte ich gar nicht mehr da runter, aber leider ist es dann auch irgendwann wieder vorbei.

Wie geht es jetzt weiter für euch? Haben sich durch euren Auftritt am Ring bereits neue Perspektiven eröffnet?

Stefan Suchoroschenko: Uns wurde von der Warsteiner Brauerei schon angedeutet, dass da vielleicht noch mehr geht, aber wir wissen noch nicht genau, was geplant ist. Daneben haben wir aber bereits neue Musik geschrieben und aufgenommen, die in den nächsten zwei, drei Monaten nach und nach erscheinen wird. Man darf also gespannt sein.

Was hat sich seit dem Sieg beim Bandcontest für euch verändert? Ihr dürftet inzwischen ein bisschen mehr in der Öffentlichkeit stehen als zuvor. Erkennt man euch schon auf der Straße?

Markus Ziesch: Nein, erkannt werden wir bislang nicht, dafür ist es noch viel zu früh. In unserem näheren Umfeld hat sich eigentlich auch nicht viel verändert. In unseren Familien, unter unseren Freunden war die Unterstützung von Beginn an so groß, dass sie sich mit uns einfach nur riesig gefreut haben. Von Arbeitskollegen und Freunden hören wir in letzter Zeit auch öfter mal den Spruch „Da kommen die Rockstars.“ Was uns zum Schmunzeln bringt, aber wir wissen auch, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, dass jetzt eigentlich erst mal richtig viel Arbeit auf uns zukommt. Arbeit, an der wir Spaß haben, insofern sind Rockstars und Füße hochlegen erst mal nicht angesagt.

Schnappschuss nach dem Finale des Warsteiner Bandcontests in Berlin: Kurz zuvor haben Friends Don't Lie erfahren, dass sie als Sieger bei Rock am Ring auftreten werden.
Foto: Gruppe C Photography/Leo Schulz

Unser Gespräch dürfte nicht das einzige sein, das ihr in den zurückliegenden Tagen mit Medienvertretern geführt habt. Macht der öffentliche Rummel was mit einem?

Markus Ziesch: Wir freuen uns zunächst einmal extrem, wenn Anfragen wie diese hier zum Interview kommen, weil natürlich auch wir die Aufmerksamkeit brauchen, weil wir wollen, dass unsere Musik gehört wird. Zugleich versuchen wir aber, authentisch zu bleiben, wollen uns auch den Medien gegenüber nicht verstellen. Was dann daraus wird, werden wir sehen.

Ihr sagtet bereits, es liegt viel Arbeit vor euch. Mit welchem Ziel geht ihr die an? Wollt ihr die potenzielle Chance nach eurem Auftritt hier, mit der Musik auch Geld zu verdienen, forcieren?

Markus Ziesch: Wir haben definitiv Ambitionen, aber wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir eine schwierige Entscheidung treffen müssten. Noch geht das alles super neben der Arbeit, neben dem Studium. Wenn die Frage sich dann irgendwann stellen sollte, ob man die Musik hauptberuflich macht, werden wir uns damit beschäftigen. Aber gerade macht es so, wie es läuft, sehr viel Spaß.

Das Gespräch führte Stefan Schalles