Nürburgring

„Altes Fieber“: Die Toten Hosen bringen Rock am Ring zum Abschluss zum Ausrasten

Von Tim Kosmetschke
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Campino ist 60 Jahre alt - und immer noch ein höchst charismatischer und energiegeladener Frontman. Seine Toten Hosen setzten den Schlusspunkt bei Rock am Ring. Foto: Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Zum Ende dieses trotz Dauersonne nicht ungetrübten Festivals erlebt Rock am Ring noch einmal eine Stimmungsexplosion: Die Toten Hosen zünden ein Feuerwerk an Hits, teils illuminiert durch Bengalo-Feuerschein – und die Fans rasten aus vor Freude. Alles gut also? Nicht ganz.

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„Wir sind's wieder, die alten Knacker aus Düsseldorf“: Campino setzt den selbstironischen Ton von Anfang an. Der Mann ist 60. Und rennt wie eh und je kreuz und quer über die gigantische Hauptbühne bei Rock am Ring – lehnt sich im weiten Ausfallschritt auf die Monitorbox, hüpft, springt mit dem Mikrofonständer in der Hand. Hüftprobleme scheint er keine zu haben.

Und doch, immer wieder flammt das Thema Alter auf in seinen Ansagen. Er scheint zu hadern. Vielleicht auch, weil das gesamte Konzert eine große, durchaus emotionale Nostalgieshow ist. Wir sagen Dankeschön – 40 Jahre Die Toten Hosen.

Nach einem stark Rock-lastigen letzten Festivaltag auf der Hauptbühne mit dem frenetisch gefeierten Auftritt von Sum 41 als frühem Höhepunkt lechzt das Publikum offenbar nach diesem Glanzlicht, nach der Abrundung. Schon Stunden vorher schlängeln sich die Hosen-Anhänger in den vordersten Bereich – die Dichte an „Bis zum bitteren Ende“-Shirts nimmt minütlich zu, auch Fortuna-Düsseldorf-Trikots sind auffällig oft zu entdecken.

Machine Gun Kelly erobert Herzen

Die höchst unterhaltsame Show von Machine Gun Kelly nehmen die Zuschauer dabei außerordentlich gern mit – kunstvoll zwischen Rap und Rock changierend, dabei etliche Bezüge zu Genregrößen einbauend (The Verve, The Gorillaz), erobert der schrill kostümierte US-Künstler viele Herzen. Auch durch seine Kletterpartie auf ein Bierstand-Gerüst im Sonnenuntergang. Großes Kino.

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Fans feiern die Toten Hosen bei Rock am Ring 2023.

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Die Toten Hosen aus Düsseldorf sind der letzte Headliner 2023.

Kevin Ruehle

Bei den Toten Hosen ist die Stimmung ekstatisch.

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

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Party bei den Toten Hosen aus Düsseldorf – mit der Flagge des Fußballvereins Fortuna.

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

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Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Am Sonntagabend rasten die Fans zu den Toten Hosen aus.

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Rock am Ring 2023 – Sonntag – Die Toten Hosen

Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Klettern – das ist eigentlich eine Paradedisziplin von Campino, schon häufig kraxelte er waghalsig an Boxentürmen hinauf. Doch er winkt ab, das dauere inzwischen zu lang. Erst wenn er 65 ist, verspricht er, wolle er noch einmal das Bühnendach erklimmen: „Aber dann müsst ihr euch verdammt nochmal die Zeit dafür nehmen“, ermahnt er die Zuschauer.

Und auch wenn Campino sich dem Renteneintrittsalter mit großen Schritten nähert – er ist und bleibt ein grandioser Rock-'n'-Roll-Frontman, ein echter Charismatiker, der die Menschenmasse im Griff hat, sie immer wieder animiert, dabei aber auch ernste Worte findet, etwa in Bezug auf Ausländerfeindlichkeit. Traurig genug, dass der Hosen-Song „Willkommen in Deutschland“ aus dem Jahr 1993 immer noch erschreckend aktuell klingt.

Jede Menge Hits wuchten die „alten Knacker“ auf die Ring-Bühne, von „Paradies“ über „Bonnie & Clyde“ und „Hier kommt Alex“ bis zu neueren Schunklern der Marke „Tage wie diese“ und „Altes Fieber“. Und der ganze Nürburgring ist ein großer Chor. Singt auch „Forever young“ von Alphaville mit. Ja ja, das Alter...

Veranstalter zieht zufrieden Bilanz

So geht schließlich ein Festival zu Ende, das die Veranstalter trotz des Besucherschwundes als Erfolg verbuchen. In einer bilanzierenden Pressemitteilung sprechen DreamHaus und eventimpresents von insgesamt mehr als 150.000 Zuschauern bei den Zwillingsfestivals in der Eifel und in Nürnberg. „Wir freuen uns, dass wir die Pole Position von Rock am Ring und Rock im Park im zentral-europäischen Festivalmarkt mit Hilfe unserer Fans auch dieses Jahr wieder untermauert haben“, wird CEO und Festivalveranstalter Matt Schwarz zitiert.

Die Rennstreckenanalogie der Pole Position sei gestattet – zumal Motorsportfans wissen, dass wer von der Pole Position als erster ins Rennen startet, noch lange nicht gewinnen muss. Auch in Nürnberg kamen über das Wochenende Diskussionen über Rolle, Größe und Wichtigkeit des Festivals auf.

Von einem „Warnschuss für Rock im Park sprachen beispielsweise die „Nürnberger Nachrichten“, suchten Ursachen für den Besucherrückgang in der Kombination aus Line-up und Preispolitik. In einem Kommentar der Zeitung heißt es: „Der Veranstalter muss auf die Kritik reagieren – in die eine oder die andere Richtung. Es ist Zeit für interne Manöverkritik, nicht für fadenscheinige Ausreden.“

An diesem Montag, 5. Juni, hat übrigens um 12 Uhr der Vorverkauf fürs nächste Jahr begonnen. Der Termin: 7. bis 9. Juni. Tickets gibt es ab 199 Euro.

Polizei: Leichter Anstieg bei Verstößen gegen Betäubungsmittelgesetz

„Von außen ist kaum zu sehen, welche planerische und logistische Herkulesaufgabe hinter der Organisation von Festivals wie Rock am Ring und Rock im Park steht“, sagte ein Sprecher der Veranstalter nach den Zwillingsfestivals. Daher bedanke man sich bei allen Beteiligten für das gelungene Event. Auch Polizei und Rettungsdienste des Nürburgrings berichteten von einem größtenteils friedlichen und freudigen Fest bei besten Wetterbedingungen.

Der Polizei zufolge blieb das Einschreiten im Verhältnis zur Besuchermenge im normalen Rahmen. „Die polizeilichen Einsätze erfolgten größtenteils aufgrund von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz“, hieß es. Hier sei ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2022 festgestellt worden. Weniger Taten habe es dagegen im Bereich der Eigentumskriminalität gegeben. Auch die An- und Abreise sei trotz kleiner Staus insgesamt reibungslos verlaufen. dpa