Madrid

Bischof Ackermann: Zeit der Volkskirche ist vorbei

Bischof Stephan Ackermann: "Zukunft der Kirche in Deutschland nur mit Veränderung"
Bischof Stephan Ackermann: "Zukunft der Kirche in Deutschland nur mit Veränderung" Foto: Andreas Wetzlar

Zum Weltjugendtag im spanischen Madrid werden rund zwei Millionen Besucher erwartet. Bischof Stephan Ackermann hat sich ebenfalls auf die Reise gemacht und ist am Dienstagabend in der spanischen Hauptstadt eingetroffen. Die Rhein-Zeitung hat die Gelegenheit zum Gespräch genutzt, um nach persönlichen Eindrücken wie aber auch der Zukunft der Kirche zu fragen.

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Madrid – Zum Weltjugendtag im spanischen Madrid werden rund zwei Millionen Besucher erwartet. Darunter auch mehr als 500 Teilnehmer aus dem Bistum Trier. Bischof Stephan Ackermann hat sich ebenfalls auf die Reise gemacht und ist am Dienstagabend in der spanischen Hauptstadt eingetroffen.

Papst Benedikt XVI beim Abflug in Italien: Händeschütteln mit Staatssekretär Gianni Letta am 18. August am internationalen Flughafen Ciampino Rome...

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...und Winken zum Abschied.

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Polizisten der spanischen Nationalgarde vor dem Madrider Kongressgebäude, in dem die Auftaktpressekonferenz zum Weltjugendtag stattfindet. Am Tag zuvor war der Weltjugendtag (WYD) mit einem großen Open Air auf dem Cibeles Platz feierlich vom Madrider Erzbischof Antonio Maria Rouco Varela und weiteren 800 Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen eröffnet worden.

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Am 17. Augus in Madrid: Ein Mann geht an einem Buchladen vorbei, der groß das Buch von Christopher Hitchens „God is not great“ ausgelegt hat.

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Währenddessen entdecken junge Papst-Fans die Madrider Innenstadt. Geschätzte eine Million junge Katholiken feiern in Madrid den Weltjugendtag vom 16.-21. August.

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Dort treffen sie auch auf die Protestmärsche, die am selben Tag in Madrid stattfinden.

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Im El Retiro Park wurden „Beicht-Boxen“ aufgestellt, in denen Priester den jungen Pilgern die Beichte abnehmen.

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Abseits der Proteste versuchen die Teilnehmer des Weltjugendtages 2011, sich die Simmung nicht verderben zu lassen.

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Ein freiwilliger Helfer (links) fotografiert die Teilnehmer einer Aktion, in der 10 000 Mahlzeiten an die jungen Besucher des Weltjugendtages verteilt wurden.

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Event am Mittwochabend, 17. August: Schauspieler führen ein Musical über das Leben des Papst Johannes Paus II auf – nicht weit davon entfernt demonsrieren Jugendliche gegen den Weltjugendtag.

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Die Show heißt „Fürchte dich nicht“ und bietet Popsongs, Einlagen von Tänzern in Priesterroben und ein großes Live-Orchester.

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Erzählt wird die Geschichte des Karol Wojtyla im von Nazis besetzten Polen bis hin zu seiner Ernennung zum Papst 1981.

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Der spanische Schauspieler Inaki Serrano spielt Johannes Paul II.

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Abseits der Proteste versuchen die Teilnehmer des Weltjugendtages 2011, sich die Simmung nicht verderben zu lassen.

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Das Musical ist eine Huldigung an Papst Johannes Paul II, der den Weltjugendtag eingeführt hat.

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Er besucht bis zum Sonntag den Weltjugendtag und die Teilnehmer aus seinem Bistum. Die Rhein-Zeitung hat die Gelegenheit zum Gespräch genutzt, um nach persönlichen Eindrücken wie aber auch der Zukunft der Kirche zu fragen.

RZ: Sie sind zwar erst einige Stunden in Madrid, doch sicherlich haben Sie bereits erste Eindrücke sammeln können. Wie sieht es in Ihnen aus?

Ackermann: Es ist einfach schön zu sehen, dass die ganze Stadt fest in der Hand von jungen Menschen ist. Auf den Straßen und den Plätzen höre ich, wie in vielen Sprachen Lieder gesungen werden. Wie junge Christen ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen und ihren Glauben offen zeigen.

RZ: Eine solche Öffentlichkeit scheuen Jugendliche in Deutschland allzu häufig. Warum ist es auf dem Weltjugendtag anders?

Ackermann: Zum einen, weil man weiß, dass man unter Gleichgesinnten ist. Zum anderen zeigen gerade die Südländer oder auch die Südamerikaner gerne ihre Emotionen. So etwas steckt an und ermutigt zum Singen, Tanzen und Feiern. Mit dem Körper und dem Geist.

RZ: Die Erwartungen bei den Jugendlichen, auch jenen aus dem Bistum Trier, an eine ebensolche Zeit nach dem WJT sind oft sehr groß. Droht die Gefahr der Ernüchterung?

Ackermann: Ich bin mir sicher, dass den Teilnehmern die Besonderheit der Zeit hier in Madrid durchaus bewusst ist. Das ist vergleichbar mit einem Urlaub oder einer schönen Feier. Diese Momente lassen sich auch nicht festhalten. Höchstens im Herzen und dem Geist. In vielen Gemeinden wird es aber auch Nachtreffen geben, so dass über die vielfältigsten Eindrücke und Erlebnisse berichtet werden kann.

RZ: In Ihrem Gespräch mit den Jugendlichen wurde auch die Frage nach der Zukunft der Kirche gestellt. Können Sie für die Leser Ihre Antwort noch einmal zusammenfassen?

Ackermann: Die Frage, ob ich Zweifel an der Zukunft der Kirche habe, muss ich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Jesus hat versprochen, bei uns zu sein. Bis an das Ende der Welt. Auf dieses Versprechen vertraue ich. Was die Zukunft der Kirche in Deutschland anbelangt, so habe allerdings schon Zweifel, ob wir ohne Umbruch oder Veränderung eine Zukunft haben.

RZ: Wie könnten oder müssten eben solche Veränderungen aussehen?

Ackermann: Ich denke, dass die Kirche der Zukunft eine Kirche der Entscheidung sein muss und wird. Die Zeit der Volkskirche, wo Menschen in ihren Glauben hineingeboren werden, ist vorbei. Dem Katechumenat, also der Vorbereitung auf die Taufe, wird eine größere Bedeutung bekommen. Letztlich werden wir aber auch mit Blick auf den Strukturplan 2020 nicht um Veränderungen drum herum kommen.

RZ: Was wäre der Weltjugendtag ohne den Besuch des Papstes.

Ackermann: Es gäbe den Weltjugend nicht. Sicherlich war Papst Johannes Paul II., der Initiator der Weltjugendtagsbewegung, war 1984 sicherlich selber überrascht, auf welche Resonanz seine damalige Einladung gestoßen war. Heute ist Benedikt das verbindende Element, das so viele Menschen aus der ganzen Welt zusammen kommen lässt. Die Tage leben von der Vorbereitung und der Präsens des Papstes.

Die Fragen stellte unser Mitarbeiter Andreas Wetzlar