Mittelrhein

Rheinbrücke: Der Masterplan, der noch meisterlich werden soll

Das ist der Siegerentwurf des Wettbewerbs „Rheinbrücke im Oberen Mittelrheintal“, die sich die überwiegende Mehrheit im Tal so dringend wünscht.
Das ist der Siegerentwurf des Wettbewerbs „Rheinbrücke im Oberen Mittelrheintal“, die sich die überwiegende Mehrheit im Tal so dringend wünscht. Foto: DPA

2010 hatte die Unesco bei ihrer Tagung in Brasilien den Masterplan „Welterbe Mittelrheintal“ gefordert. Sie wollte nicht mehr generell den Weg zu einer Mittelrheinbrücke verbauen. Die Organisation der Vereinten Nationen sah die von der Region vehement geforderte Brücke nur als „einen Baustein vieler“ für die Entwicklung der unter Schutz gestellten Naturlandschaft. Deshalb wollte die Unesco wissen, welche Vision mit der „neuen Brücke verbunden werden könnten“. Jetzt liegt der Plan vor.

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Aber der lässt alle Fragen weiter offen. Die Region ist nicht schlauer, die Unesco auch nicht. War dies gewollt?

Kniffliges Erbe für Lemke

Der Auftrag, den die grüne Wirtschaftsministerin Eveline Lemke 2011 erbte, war für sie knifflig. Denn die Grünen lehnen die auch von der SPD geforderte Brücke kategorisch ab, auch eine Bürgerbeteiligung. Aber der laute Ruf nach dem die beiden Ufer auch wirtschaftlich verbindenden Bauwerk war in verschiedenen Workshops einfach nicht zu unterdrücken. Wer Konkretes von dem Masterplan erwartete, musste unter grüner Prämisse enttäuscht werden.

Das Papier stellt nur „bewusst übergreifend- abstrakt formulierte Visionen“ vor. Wohin aber die Reise am Mittelrhein geht, kann erst mit dem nun angekündigten „Umsetzungskonzept“ sichtbar werden. Der sogenannte Masterplan, sprich die Materialsammlung von Ideen, soll die Verantwortlichen und Bürger am Mittelrhein also allenfalls „inspirieren“, wie Lemke zugibt. Dabei setzt Rot-Grün „auf die Selbstverpflichtung und das Engagement der Akteure“, Zukunft zu gestalten. Aber welche?

Eigentlich ist der Masterplan „in einer Momentaufnahme“ nur eine Bestandsaufnahme bekannter Stärken und Schwächen samt Forderungen der Region, die vor allem unter dem Bahnlärm leidet. Der macht krank, vertreibt Touristen und Bewohner, wie Leerstände und Bevölkerungsrückgang beweisen. Aber bei diesem Problem kann nur der Bundesverkehrsminister mit Vorgaben an die Bahn (leisere Züge) und einer neuen Trasse verhindern, dass die Region nicht im Lärm erstickt.

Zu den von Bürgern wie Kommunalpolitikern beklagten Schwächen im Mittelrheintal gehört aber auch die gesamte Verkehrsstruktur. Ohne die von Grünen abgelehnte Brücke zwischen Koblenz und Mainz bleibt der Rhein eine natürliche Grenze, trotz mehr Fährverkehr. Aber auch der öffentliche Nahverkehr ist wenig optimal. Bekannt, aber noch aktuell in dem Nachschlagewerk „Masterplan“: Hotels und Gastronomie profitieren von der herrlichen Burgen- und Weinlandschaft, müssen im Service wie bei vernetzten Angeboten besser werden.

Konkrete Politik muss folgen

Wenn der Plan auch noch keiner ist, so haben Workshops womöglich allen Beteiligten den Blick über den eigenen Kirchturm geöffnet und auch das Gefühl gegeben, dass die Region nur gemeinsam vorankommen kann. Mit dem Weg zum Titel „Welterbe“ ist durch die 48 Dörfer und Städte rechts und links des Rheins ein Ruck gegangen. Wenn die Bürger merken, dass das jetzt vorgelegte Papier tatsächlich landes- und kommunalpolitisch konkrete Impulse setzt und nicht nur Fragen wie Forderungen neben bunten Bildern offenlässt, können sich auch wieder von unten mehr Kräfte bewegen. Aber noch ist die Zukunft bei abstrakten Visionen ziemlich offen.

Eine Analyse von unserer Redakteurin Ursula Samary