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Müschenbach

Paul-Dickopf-Straße in Müschenbach: Gemeindearchivar sieht Namensgeber entlastet

Von Nadja Hoffmann-Heidrich
Die Paul-Dickopf-Straße hat nicht nur innerorts Gesprächsbedarf ausgelöst. Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Rolle des Namengebers und ehemaligen BKA-Präsidenten in der Nazi-Zeit.
Die Paul-Dickopf-Straße hat nicht nur innerorts Gesprächsbedarf ausgelöst. Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Rolle des Namengebers und ehemaligen BKA-Präsidenten in der Nazi-Zeit. Foto: Röder-Moldenhauer

Wenn der Ortsgemeinderat von Müschenbach am Freitag, 6. November, zur Beratung und Beschlussfassung über die von einigen Einwohnern beantragte Umbenennung der Paul-Dickopf-Straße zusammenkommt, haben sich die Ratsmitglieder mit zwei völlig unterschiedlichen historischen Bewertungen der Person Paul Dickopf auseinanderzusetzen. Denn während insbesondere Paul Nagelkrämer, Initiator des Einwohnerantrags, und Dr. Ulrich Jungbluth aus Selters aufgrund ihrer Recherchen zu dem Ergebnis kommen, dass es nicht länger hinnehmbar sei, den Straßennamen beizubehalten, da es sich bei dem späteren BKA-Präsidenten Paul Dickopf um einen Nazi und Spion gehandelt habe, von dem sich auch das BKA vor einigen Jahren distanziert habe (die WZ berichtete), meldet sich nun der Müschenbacher Gemeindearchivar und Mitautor der Dorfchronik, Bernd Schneider, zu Wort. Er kommt zu einer völlig anderen Einschätzung. Schneider weist unter anderem darauf hin, dass sogar ranghohe Vertreter aus Politik und Gesellschaft wie die inzwischen verstorbenen Hans-Dietrich Genscher (damals Innen-, später Außenminister) und Eduard Zimmermann (Leiter der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst) sich nicht zu schade gewesen seien, Dickopf bei dessen Beerdigung 1973 durch ihre persönliche Anwesenheit zu würdigen.

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Für Bernd Schneider bedarf es nach den Ausführungen von Nagelkrämer und Jungbluth unbedingt einer „andersartigen Sichtweise“ auf Dickopf. Dieser sei bei seiner Bewerbung um Wiedereinstellung in den deutschen kriminalpolizeilichen Dienst 1948 vor der Spruchkammer Wiesbaden als „minderschwer Belasteter“ angeklagt gewesen. „Durch seine verschiedenen Stellungen im Kriminaldienst während der Zeit des ...