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Müschenbach

Will Ort weiter SS-Mann ehren? Uli Jungbluth schreibt provokantes Buch über Müschenbach und Paul-Dickopf-Straße

Von Katrin Maue-Klaeser
„Ein Westerwälder Gemeinderat ehrt einen NS-Verbrecher“. Der Untertitel von Uli Jungbluths neuem Buch lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Historiker schreibt über Person Paul Dickopf und die Entscheidung des Müschenbacher Rates, den Straßennamen beizubehalten.
„Ein Westerwälder Gemeinderat ehrt einen NS-Verbrecher“. Der Untertitel von Uli Jungbluths neuem Buch lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Historiker schreibt über Person Paul Dickopf und die Entscheidung des Müschenbacher Rates, den Straßennamen beizubehalten. Foto: Sascha Ditscher

Der Streit um die Paul- Dickopf-Straße in Müschenbach schwelt mittlerweile seit mehr als 15 Monaten. Im September 2020 hatte zunächst ein Bürger des Dorfes angeregt, die Straße umzubenennen, weil Paul Dickopf (1910-1973) zwar Präsident des Bundeskriminalamts war, aber eben auch Mitglied der SS. Dass der Gemeinderat im November und nochmals im Dezember 2020 entschied, den Namen beizubehalten, hat den Selterser Heimathistoriker Dr. Uli Jungbluth veranlasst, seine intensiven Recherchen zu Person und Werdegang Dickopfs in einem Buch zusammenzufassen.

Lesezeit: 3 Minuten
„Paul-Dickopf-Straße – Ein Westerwälder Gemeinderat ehrt einen NS-Verbrecher“ ist jetzt im Eigenverlag erschienen: Seit Jahrzehnten befasst sich Jungbluth mit der Geschichte seiner Heimat. Und obwohl ihn oft persönlich belastet und quält, was er dabei herausfindet, gilt seine besondere Aufmerksamkeit der Zeit des NS-Regimes, die unter anderem in seinem Wohnort Selters ...
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Lob für „Anklageschrift“

Prof. Dieter Schenk, selbst in den 80er-Jahren Mitarbeiter des Bundeskriminalamts und seither Autor unter anderem von Büchern über die NS-Vergangenheit hochkarätiger Mitarbeiter der Behörde („Auf dem rechten Auge blind – Die braunen Wurzeln des BKA“, Köln, 2001), dankt Uli Jungbluth für das Belegexemplar, das der Selterser ihm geschickt hat, und beglückwünscht den Verfasser.

„Ich freue mich über diese Anklageschrift, Dickopf hat sie verdient!“, schreibt Schenk an Jungbluth und prophezeit: „Über die bisherigen Versuche hinaus, die Straße umzubenennen, wird das Buch nicht unberücksichtigt bleiben.“ Allerdings fordert Schenk, dass sich Instanzen wie die Kommunalaufsicht einschalten, „weil durch die Gemeinde Müschenbach die Prinzipien des Rechtsstaates verletzt wurden“.

Möglicherweise sei auch das Verfassungsgericht gefragt, falls sich Bewohner des Ortes in ihren Rechten als Gemeindemitglieder verletzt fühlten. Nicht zuletzt müsse „der Landtagspräsident beim Wort genommen werden, der nicht ausdrücklich das Umbenennen der Straße fordert“. Schenk animiert Jungbluth zudem, seine Forschung fortzusetzen und einen „Teil II“ zu veröffentlichen: „Denn bisher sind ja nur Bruchstücke darüber bekannt, in welchem Umfang Dickopf über viele Jahre für die CIA Landesverrat begangen hat.“ kat

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