Dem kleinen Dorf Aull gebührt gleich mehrfach besondere Beachtung. Mitten auf der Kreuzung, zur Straße nach Diez und Hambach, stand lange Jahre eine kleine Kirche. Es handelt sich um die St.-Jost-Kapelle, die leider im 19. Jahrhundert, unter anderem auch wegen Baufälligkeit, aus dem Ortsbild entfernt wurde.
Die heute stark frequentierte Koblenzer Straße wurde hier über den ehemaligen Kirchplatz von St. Jost mit angrenzendem Totenhof (Friedhof) angelegt. Eigentlich heute aus Denkmalschutzgründen fast unvorstellbar. Früher führte ein Fuß- und Fahrweg dicht entlang der Lahn nach Diez, doch das sich ständig verstärkende Verkehrsaufkommen beschleunigte den Abriss des inzwischen schon ruinösen Kapellchens, dessen einzige Abbildung im Dorfgemeinschaftshaus in einem nachempfundenen Aquarell zu sehen ist.
Lebendigen und langjährigen Bestand hat dagegen die seltene historische Fachwerkwasserburg aus dem Jahre 1284, die 1924 durch Ankauf in den Besitz von Familie August Müller, später Langschied, kam und deren Areal und Stallungen bis vor etwa 20 Jahren von Richard Langschied landwirtschaftlich genutzt wurden. Inzwischen gewinnt der Ort, besonders die alte Burg, wieder mehr kulturelle Bedeutung. Der Kulturverein Staffel mit seiner „Bühne 800“ bietet hier seit einigen Jahren in zeitlichen Abständen fröhliche Theaterkost, und die „Alte Burg“ ist wieder im Interesse vieler Besucher aus der Region angekommen.
Das kleine, stets gepflegt erscheinende Dorf Aull, am rechten Lahnufer gelegen, wurde als Hofgut Aull erstmals in einer Urkunde vom 29. März 1284 erwähnt. Die adligen Herren von Helfenstein belehnten seinerzeit den Junker Otto von Diez mit jenem Auller Hof, angrenzenden Feldern und Waldbesitz. Wer der ursprüngliche Besitzer war, ist aus den alten Urkunden nicht zu erfahren. In zwölf Jahren könnte Aull seinen 750. urkundlich erwähnten und somit auch belegten Geburtstag feiern. wr