Oberwesel

In Oberwesel ist die Notrufzentrale für die Schiffer

Das Unglück des Tankschiffs ist an einem der unfallträchtigsten Abschnitte des Rheins. Dort mit Blick auf die Loreley liegt auch die Revierzentrale – Verkehrsinformationsdienst und rund 100-mal im Jahr auch Notrufzentrale für die Schifffahrt. Rund 10 000 Schiffsbewegungen registriert die Revierzentrale Oberwesel jedes Jahr.

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Oberwesel – Das Unglück des Tankschiffs ist an einem der unfallträchtigsten Abschnitte des Rheins. Dort mit Blick auf die Loreley liegt auch die Revierzentrale – Verkehrsinformationsdienst und rund 100-mal im Jahr auch Notrufzentrale für die Schifffahrt. Rund 10 000 Schiffsbewegungen registriert die Revierzentrale Oberwesel jedes Jahr.

Von der Straße aus ist das Haus direkt am Rheinufer eher unscheinbar, zum Fluss hin ähnelt es mit seiner achteckigen Glasfassade dem Ruderhaus eines Schiffes. Wer durch die Tür der Revierzentrale Oberwesel tritt, betritt die Welt der Schifffahrt.
Hinter den Zahlen stecken Schiffsführer und Besatzungen, die Hunderttausende von Tonnen aus aller Herren Länder transportieren: Schuhe, Chemikalien, Schrott, Kohle und Container – auch Benzin und Munition. Eine Unachtsamkeit des Kapitäns kann eine Katastrophe auslösen.

Die gefährlich schöne Blondine ist längst Geschichte. Und die Wahrschauer (Personen, die Schiffe warnen) bald auch. Ihre Arbeit machen bald nur noch Kapitäne. Der Beruf stirbt aus, die Arbeit nicht. Denn hier ist die engste, tiefste und flachste Stelle des Stroms. Per Radar werden die Schiffe begleitet. Als hellgrüne Schatten gleiten sie über die großen Flachbildschirme.

Große Wahrschauanlagen, die ähnlich wie Ampeln funktionieren, zeigen den Schiffsführern an, ob ihnen ein Schiff entgegenkommt. Per Funk können sie sich in der Revierzentrale rückversichern, dass die Passage ohne Kollision klappt.

Meldepflichtig ist, wer Gefahrgut transportiert, Fahrgastkabinenschiffe, Schiffe mit mehr als 110 Metern Länge und Schubverbände, die länger als 140 Meter und breiter als 15 Meter sind.

Jedes Schiff meldet, was es wie und wo geladen hat, wohin es fährt und wie viele Personen an Bord sind.

Anhand der Ladelisten müssen die Mitarbeiter der Revierzentrale, welche Gefahr von dem Schiff im Ernstfall ausgehen kann. Die Beschäftigten sind allesamt „alte“ Kapitäne. Sie wissen, welche Sorge, welcher Druck, welche Not an Bord herrschen kann – wie das Leben, „da draußen“ auf dem Wasser so spielen kann. Der nautische Informationsfunk ist die wichtigste Verbindung zu den Mannschaften an Bord. Alle paar Stunden senden sie eine Art Verkehrsbericht: Wo eine Untiefe ist, wo Bauarbeiten an der Wasserstraße laufen, wo eine Tonne fehlt, wann der Fluss gesperrt ist. Aber auch die Wasserstände werden durchgefunkt. Umgekehrt melden die Schiffsführer, wenn ihnen Ungewöhnliches auffällt: fehlende Tonnage, Treibgut oder eine Wasserleiche.

Kommt per Funk ein Notruf rein, setzt die Revierzentrale in Sekundenschnelle alle Hilfsmaßnahmen in Gang: Rettungswagen, Feuerwehr, Wasserschutzpolizei – Rettungsdienste und Bergungsdienste. In der Zentrale ist dann bekannt, wie viele Mann an Bord sind, die Hilfe brauchen. Dort wissen die Mitarbeiter, welche Gefahrstoffe wie gelagert sind, wenn Explosionsgefahr besteht oder der Rhein vergiftet zu werden droht. Dann kann er eine Rufbereitschaft losschicken, die das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen rund um die Uhr in Bereitschaft hält.