Die Deutschen scheuten den kleinen Pieks

Die Deutschen scheuten den kleinen Pieks
Eine Frau lässt sich gegen die Neue Grippe impfen: Nachdem es anfangs einen Ansturm auf Arztpraxen gab, kehrte in Deutschland bald Impfmüdigkeit ein. Foto: dpa

Berlin – Als Ende April 2009 die ersten drei Neue-Grippe-Fälle in Deutschland bekannt wurden – erkrankt waren Urlauber, die aus Mexiko zurückgekehrt waren -, bekamen es viele Menschen mit der Angst zu tun. Heute wissen wir: Es war alles halb so schlimm, und mittlerweile steckt sich kaum noch jemand an. Im April wurden pro Woche weniger als zehn neue Fälle gemeldet.

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Berlin – Als Ende April 2009 die ersten drei Neue-Grippe-Fälle in Deutschland bekannt wurden – erkrankt waren Urlauber, die aus Mexiko zurückgekehrt waren -, bekamen es viele Menschen mit der Angst zu tun. Heute wissen wir: Es war alles halb so schlimm, und mittlerweile steckt sich kaum noch jemand an. Im April wurden pro Woche weniger als zehn neue Fälle gemeldet.

Im Frühjahr 2009 hatte sich das Virus H1N1 allerdings bundesweit ausgebreitet, die Zahl der Neuerkrankungen stieg stetig. Anfang Oktober wurde dann der erste Todesfall im Zusammenhang mit der Neuen Grippe bekannt. Kurz danach schnellte die Zahl der Neuinfizierten bundesweit in die Höhe.

Menschen, die in der Öffentlichkeit niesten oder husteten, wurden argwöhnisch beäugt. Das regelmäßige und gründliche Händewaschen kam in Mode, und auch der Mundschutz war plötzlich sehr gefragt. Schon deutlich vorher war der Ruf nach einem Impfstoff laut geworden. Schließlich wurden bereits im Sommer ganze Schulen geschlossen. Viele stellten sich die Frage: Haben die Länder den Impfstoff möglicherweise zu spät bestellt?

Doch als der Ende Oktober endlich verfügbar war, reagierten die Menschen überraschend verhalten. Nur anfangs wurden viele Arztpraxen von Impfwilligen regelrecht überrannt. Doch der Ansturm hielt nicht lange an. Denn viele waren verunsichert: Kritische Stimmen stellten den Nutzen des neuen Impfstoffs infrage. Außerdem wurde deutlich, dass die Neue Grippe milder als erwartet verlief. Deswegen verzichteten viele Menschen lieber ganz auf eine Immunisierung.

Nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, das den Vorsitz der Landesgesundheitsminister hat, wurden schätzungsweise nur sieben Prozent der Bevölkerung in Deutschland geimpft. Die Impfquoten waren in den Bundesländern aber unterschiedlich. Sie betrugen im letzten Quartal 2009 zwischen 3,5 Prozent (Baden-Württemberg) und 10 Prozent (Sachsen-Anhalt, Sachsen).

Die Gefahr, dass die Bundesländer auf den vielen nicht verwendeten Impfdosen und damit auf Millionen-Kosten sitzen bleiben, ist enorm. Diskutiert wird jetzt allerdings, den Impfstoff im kommenden Herbst wieder zu nutzen – vermutlich wird sich das Virus dann wieder stärker bemerkbar machen.

Aliki Nassoufis