Mag sein, dass die vielen sorgsam versteckten Millionen Euro zu einem Geheimfonds für noch geheimere Einsätze gehörten. Das Leben des Superagenten Werner Mauss ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen.
Dietmar Brück zum Urteil im Mauss-Fall
Aber irgendwann auf den verschlungenen Wegen, die diese horrenden Summen nahmen, muss all dies zum Geld des berühmtesten aller deutschen Ermittler geworden sein. Sonst hätte er nicht präzise geregelt, wem diese Mittel einst zufließen sollten: vor allem seiner Familie, aber sogar Enkeln und Ex-Frauen. Daher kann das millionenschwere Polster kaum gänzlich steuerfrei gewesen sein. So sieht es auch das Gericht. Aber zugleich wird Mauss mit größtmöglicher Milde bedacht.
Sogar eine gewisse Ahnungslosigkeit wird ihm attestiert. Zudem wird seine – unbestrittene – Lebensleistung gewürdigt. Das Urteil wirkt wie eine Verneigung vor den Geniestreichen eines Menschen, der Verbrecher jagte, aber auf keinen Fall selbst einer sein wollte. Keine Frage, Mauss hat mit den so fragwürdigen wie effizienten Methoden eines Grenzgängers vielen Menschen geholfen, unter anderem Entführungsopfern. Aber Naivität kann man ihm kaum unterstellen, viel eher Gerissenheit. Von daher ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Bochumer Richter, ohne es zu merken, einer jener Legenden erlagen, mit denen Mauss zeitlebens etwas anderes vorzugeben verstand als er wirklich war.
Vielleicht ist der Bochumer Prozess gar Mauss' größter Erfolg. Die Schlinge hatte sich fast zugezogen. Doch ihm gelang es, sie sich vom Kopf zu streifen. Mauss' suggestive Überzeugungskraft war immer imponierend. Doch sie sagt wenig darüber aus, was wirklich wahr ist.
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