Bei den Kreuznachern war es schon immer üblich, am Tag vor der Eröffnung auf den Jahrmarkt zu gehen. Es handelte sich dabei gewissermaßen um eine private Inspektion und Abnahme.
So etwa im Jahr 1850, als der Jahrmarkt offiziell am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt begann und schon samstags Weinproben stattfanden. Heute ist es der Fleeschworschtdunnerschdaach, ein wahres Wortungetüm. Er ist eng mit dem Gutshof des Weingutes Anheuser verbunden und dem Weingarten Anheuser an der Pfingstwiese seit Anfang der 1980er-Jahre.
Vor 1900 gab es einen Spansausamschdach, als gestandene Kreuznacher sich am Vorabend der Jahrmarkteröffnung „samschdaachs geje Uhre sechs“ auf dem Gelände verabredeten. Damals stand die gebratene Spansau hoch im Kurs. Schon einen Tag vorher dabei zu sein, war offenbar die Devise vieler Jahrmarktfreunde. Das gilt auch für die Neuzeit, seitdem die offizielle Eröffnung des Jahrmarkts von 1966 an freitags stattfindet.
Der Freundeskreis Kreiznacher Johrmarkt hat sich entschlossen, statt Fleischwurst die alte Tradition Spansau und Jahrmarkt wieder zu beleben. So wie er vor Jahren auch das Ritual des „Entwanzens“ bei der Jahrmarktseröffnung neu aufgegriffen hat: Erst dann wurden aus Zugezogenen („Wanzen“) echte „Zellemochumer“ (Kreuznacher). Stefan Kühlen vom Freundeskreis ist der Historie vom Spansauessen auf dem Jahrmarkt einmal nachgegangen. hg