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Idar-Oberstein

Emotionale Debatte im Idar-Obersteiner Stadtrat: Immer noch keine Entscheidung zur Fußgängerbrücke

Von Vera Müller
Wie auch immer entschieden wird: Die Brücke bleibt auf längerer Sicht gesperrt. Bis feststeht, ob eine Sanierung oder ein Abriss erfolgt, dürfte es nach jetzigem Stand Dezember werden.  Foto: Hosser (Archiv)
Wie auch immer entschieden wird: Die Brücke bleibt auf längerer Sicht gesperrt. Bis feststeht, ob eine Sanierung oder ein Abriss erfolgt, dürfte es nach jetzigem Stand Dezember werden. Foto: Hosser (Archiv)

Instandsetzungskosten von insgesamt rund 523.400 Euro stehen Abbruchkosten von rund 197.800 Euro gegenüber, wobei zu berücksichtigen ist, dass die genannten Instandsetzungskosten einem Instandsetzungsintervall von 20 bis 25 Jahren unterliegen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten – das erste eines anderen Unternehmens (KHP/König und Heunisch Planungsgesellschaft) hatten vor allem Wolfgang Augenstein (LUB) und Eva-Maria Budau (SPD) infrage gestellt – von Diplom-Ingenieur Bernd Koch der Firma Ibeko zur nun seit Monaten kontrovers diskutierten Thematik Teilwegfall der Fußwegverbindung über die B 422 in die Obersteiner Innenstadt.

Lesezeit: 6 Minuten
Im Fokus steht dabei auch der Rückbau der Auskragung durch den Modepark Röther unter einer 50-prozentigen Beteiligung der Stadt sowie der Fußgängerbrücke durch den LBM. Nachdem eine abschließende Entscheidung mehrfach vertagt worden war, beschloss der neu formierte Idar-Obersteiner Stadtrat nach intensiver, emotionaler Debatte: Auch dieses Mal gibt es keine Entscheidung. ...
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Was Harry Potter mit der Stadtratssitzung zu tun hat: Vera Müller kommentiert

So hatten Insider das erwartet: Eine Stadtratssitzung, die durchaus mit einigem Kuriosen gespickt war, erlebten reichlich Zuhörer im Besucherbereich. Dass die Sitzung – die erste echte nach der Wahl im Mai – allerdings von 17.30 bis kurz vor 24 Uhr dauern würde, war nicht unbedingt absehbar. Emotional und laut wurde es: OB Frank Frühauf schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, um sich Gehör zu verschaffen, im Besucherraum wurde spontan bei einigen Beiträgen applaudiert (eigentlich nicht zulässig), Stadtratsrückkehrer Wolfgang Augenstein (LUB) und Frühauf lieferten sich ein Wortgefecht, das schon nahezu grenzwertig war. Neu-Stadtrat Moritz Forster (SPD) war stinksauer, dass sein Antrag „Polizeiquartier im Bahnhof“ angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit in den Ausschuss zurückverwiesen und vertagt wurde. Er nahm spontan in den Zuschauerreihen Platz: Bürgerinteressen würden nicht gewahrt. Für Wolfgang Röske (CDU) ein „kindisches Verhalten“ des jungen Sozialdemokraten. Unterm Strich muss man sagen: Es war vernünftig, die wichtigen Themen Polizei/Bahnhof und Bike-Region Hunsrück-Hochwald zu vertagen. Eine übermüdete, fahrige Diskussion hätte niemandem etwas gebracht und der Sache sicher nicht gedient. Das Sitzungsende hätte wohl bei 2 Uhr morgens gelegen: absolut unzumutbar.

Im Fokus stand indes die erneute Diskussion über die Röther-Brücke. Thomas Engel (Freie Liste) brachte es ganz gut auf den Punkt: Der Abriss sei billiger, die Sanierung teurer. Es gebe zwei Lager, und irgendwann werde man sich wohl schlicht entscheiden müssen. So langsam entwickelt sich die Thematik tatsächlich zur hochstilisierten und überemotionalisierten Glaubensfrage. Ironisch betrachtet, wird perspektivisch noch jemand auf die Idee kommen, die umstrittenen Bauteile unter Denkmalschutz zu stellen … Ohne Ironie betrachtet: Ja, ein Wegfall wird einigen Menschen, vor allem älteren, wehtun, was höchst bedauerlich ist. Nein, die Stadt kann sich die Sanierung – leider – nicht leisten. Spätestens die ADD würde einer solchen Maßnahme wohl einen Riegel vorschieben, weil alternative Lösungen vorhanden sind.

In einem Punkt hat Augenstein sicher recht: Das Vorgehen der Verwaltung in diesem Fall kann man durchaus als ein wenig unglücklich bezeichnen – daraus ein permanentes Misstrauensvotum gegenüber Gutachtern und der Verwaltung zu kreieren, geht allerdings zu weit.

Nahezu komödiantische Züge erhielt die Sitzung mit Blick auf das von Frühauf erwähnte vorliegende Angebot, die Sanierung für 190.000 Euro zu bewältigen. Der Name des Unternehmens darf aus guten Gründen nicht genannt werden: Das hatte was von Harry Potter und dessen Widersacher Lord Voldemort – der, dessen Name nicht genannt werden darf. Wobei jeder wusste: Das Angebot stammt von der Firma Budau aus Idar-Oberstein.

E-Mail an vera.mueller@rhein-zeitung.net

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