RZ-Kommentar: Zeit von Romantik und Dämonisierung ist vorbei
Die Zeit der Wolfsromantik ist vorbei, die der Dämonisierung des Beutegreifers auch. Was nun zählt, ist ein an Fakten orientierter sachlicher Austausch zwischen den Vorgaben des Naturschutzes und den Interessen der Berufs- und Bevölkerungsgruppen, die direkt
vom Auftreten des Rückkehrers betroffen sind: Tierhalter und Jäger. Die Infoveranstaltung in Bad Hönningen war ein guter Anfang. Bis auf wenige Ausnahmen haben Wolfsfreunde und solche, die das Raubtier kritisch sehen, einander zugehört, wenn die andere Seite ihre Argumente – auf populistische Phrasen wurde weitgehend verzichtet – hervorbrachte. Viel Verständnis gab es für die Sorgen der Schaf- und Ziegenhalter. Ein wenig zu scharf fiel allerdings die Kritik des Referenten Dr. Frank Wörner an der Jägerschaft aus. Denn schwarze Schafe gibt es überall, aber keiner kennt sich im Wald so gut aus wie Waidmänner, die ihre Pflichten ernst nehmen und damit der wichtigste Partner in einem funktionierenden Wolfsmanagement sein können. Zwar gibt es gute Argumente gegen das am Donnerstag vernehmende Klagen, der Wolf bedrohe die Muffelwildpopulation, denn dabei handelt es sich außerhalb des Alpenraums tatsächlich um eine vom Mensch eingeführte Art. Ernst zu nehmen ist aber die Sorge der Jäger um ihre Hunde, die bei einem Aufeinandertreffen mit dem Wolf schlechte Karten haben.
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