Washington

Zeitreise mit Google

Zugegeben, die Fotos sind nicht die allerneuesten. Eines zeigt ein parkendes Auto vor der Haustür meines Nachbarn, obwohl es mein Nachbar schon vor Monaten zum Gebrauchtwagenhändler fuhr. Aber das meiste stimmt noch

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Von unserem USA-Korrespondenten Frank Herrmann

Washington – Zugegeben, die Fotos sind nicht die allerneuesten. Eines zeigt ein parkendes Auto vor der Haustür meines Nachbarn, obwohl es mein Nachbar schon vor Monaten zum Gebrauchtwagenhändler fuhr.

Aber das meiste stimmt noch. Die alten Schlaglöcher sind immer noch da, ein verrosteter Metallzaun ist immer noch rostig. Auch unsere Wohnung kann man bei Street View gut sehen, und ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals Widerspruch einlegen durfte.

Eher vermelden sie die Street-View-Expansion hierzulande im selben Erfolgston, mit dem McDonald’s einst die flächendeckende Ausweitung seines Imbissbudennetzes feierte: „Jetzt ist auch Birmingham, Alabama, erfasst.“

Ins Rollen kam die Welle im Mai 2007, mittlerweile sind große Teile der Vereinigten Staaten straßenfototechnisch erschlossen. Selbst Naturschönheiten wie den Turm des Teufels, einen eindrucksvoll aus der Ebene aufragenden Felsenkoloss im Bundesstaat Wyoming, kann man dank Street View jetzt viel genauer studieren.

Manche Behörden bedienen sich des Dienstes, um zu prüfen, ob jemand einen Anbau ans Haus setzte, ohne sich grünes Licht zu holen. Oder ob einer widerrechtlich Schrottautos hortet. Der Widerstand hält sich in Grenzen, die Praxis hat sich eingebürgert.

Dagegen wächst die Kritik an der Datensammelwut der Internetsuchmaschine. 38 Bundesstaaten haben sich zusammengeschlossen, um gegen Google vorzugehen. Die Sammelklage wird koordiniert von Richard Blumenthal, dem Generalstaatsanwalt von Connecticut.

Es geht um Daten aus privaten, nicht passwortgeschützten Drahtlosnetzwerken, die eine Zeit lang von den Street-View-Fahrzeugen im Vorbeifahren aufgezeichnet wurden. Dazu gehören aufgerufene Internetseiten ebenso wie E-Mails oder auch nur Bruchstücke elektronischer Post. Blumenthal nennt es einen „zutiefst verstörenden“ Eingriff in die Privatsphäre, während die Google-Spitze das Kapitel als dummen Fehler bedauert.

Street-View-Bilder aus dem Ausland sind in Deutschland sehr gefragt. Mehr als eine Million Mal pro Tag rufen, Deutsche Straßenszenen aus USA, Italien und Frankreich ab, überwiegend US-Bilder.