Kommentar: Lobbyismus beenden

Jetzt hat Gesundheitsminister Philipp Rösler die Katze endlich aus dem Sack gelassen. Wie sie aussieht, das konnten sich viele aufgrund der bisherigen „Reformschritte“ schon ausmalen. Doch erst ein Jahr nach seiner Amtseinführung skizziert der FDP-Politiker erstmals seine Vorstellung vom Gesundheitssystem der Zukunft. Das ist sehr spät. Und man scheint zu ahnen, warum er solange damit gewartet hat. Denn eine Finanzierung nach dem Vorbild der privaten Krankenversicherung löst einen Sturm der Entrüstung aus. Zu recht.

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Von Christian Kunst

Jetzt hat Gesundheitsminister Philipp Rösler die Katze endlich aus dem Sack gelassen. Wie sie aussieht, das konnten sich viele aufgrund der bisherigen „Reformschritte“ schon ausmalen. Doch erst ein Jahr nach seiner Amtseinführung skizziert der FDP-Politiker erstmals seine Vorstellung vom Gesundheitssystem der Zukunft. Das ist sehr spät. Und man scheint zu ahnen, warum er solange damit gewartet hat. Denn eine Finanzierung nach dem Vorbild der privaten Krankenversicherung löst einen Sturm der Entrüstung aus. Zu recht.

Geht es nach den Vorstellungen des Chefmediziners dann sollen auch gesetzlich Versicherte bei ihrem Arzt künftig wie Privatpatienten in Vorkasse treten. Und außerdem sollen sie sich immer stärker zusätzlich privat versichern. Was dies dem Patienten bringen soll, ob er dann künftig nicht mehr in der zweiten Klasse behandelt wird, darauf bleibt Rösler eine Antwort schuldig. Die Transparenz, das Kostenbewusstsein der Patienten soll steigen, erklärt der Minister.

Als gesetzlich Versicherter möchte man dem Minister entgegnen: Sorgen Sie doch erst einmal dafür, dass das Kostenbewusstsein der Pharmabranche steigt – einer Branche zu der Sie offenbar ein so inniges Verhältnis haben, dass ihre Vertreter Ihnen sogar Gesetzesentwürfe diktieren können. Hier gibt es laut Experten bis zu neun Milliarden Euro einzusparen. Das wäre allemal besser, als wieder die Bürger in die Pflicht zu nehmen, die ohnehin bald deutlich mehr für ihre Gesundheit zahlen müssen. Statt den privaten Krankenversicherungen einen Rettungsanker zuzuwerfen, sollte Rösler endlich ein tragfähiges Konzept für die künftige medizinische Versorgung besonders auf dem Land vorlegen. Viele Vorschläge liegen auf dem Tisch. Gefragt ist jemand, der sie jetzt bündelt und durchsetzt. Gefragt ist der Gesundheitsminister, nicht der Chef-Lobbyist.