Berlin/Koblenz

Jahr 1 nach Einheitsgrößen: Packung kleiner – Preis bleibt

Bitterer Beigeschmack: Verpackungstricks und Rechenmogeleien machen dem Verbraucher den Vergleich schwer - dieses Beispiel aus dem Hause Nestlé ist nur ein Beispiel von vielen.
Bitterer Beigeschmack: Verpackungstricks und Rechenmogeleien machen dem Verbraucher den Vergleich schwer - dieses Beispiel aus dem Hause Nestlé ist nur ein Beispiel von vielen. Foto: Verbraucherzentrale HH

Die Lebensmittelindustrie hat in den vergangenen zwölf Monaten die Preise einiger Konsumgüter diskret erhöht. Hintergrund: Vor genau einem Jahr hob die EU das Gebot für Einheitsgrößen in fast allen Bereichen endgültig auf. Die Folge: Der Preis blieb bei einigen Produkten der alte, doch die Menge schrumpfte – teilweise bis auf die Hälfte, wie die Verbraucherzentralen festgestellt haben.

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

„Wir werfen diesen Herstellern deshalb eine schleichende Preiserhöhung vor“, betont Waltraud Fesser, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der rheinland-pfälzischen Verbraucherzentrale.

Die große Mogelwelle blieb zwar aus, doch vor allem bei Süßigkeiten, Milchprodukten und Getränken lohnt sich ein „Vorher-nachher“-Vergleich: So befinden sich in vielen Teebeuteln laut einer Liste der Verbraucherschützer nur noch 2,25 statt 3 Gramm pro Beutel, was bei gleichbleibend 40 Beuteln eine Verteuerung um rund ein Drittel bedeutet. Zwar werden bei Größenreduzierungen oft auch Preise gesenkt – doch nie in angemessenem Maße, sodass netto immer noch ein erheblicher Preisaufschlag bleibt.

Die Industrie indes wehrt sich gegen den Vorwurf versteckter Preisaufschläge. Die kleineren Packungen trügen allein der veränderten Familienstruktur in Deutschland Rechnung. Mehr Single-Haushalte, kleinere Familien – das erfordere auch flexiblere Verpackungsmengen, um im Regal verbrauchergerechter aufgestellt zu sein. Letztlich reagiere die Industrie auf die Wünsche des Marktes.

Peter Lausmann