Horst Zuse im Interview: Vater hat einen guten Job gemacht

Hünfeld/Berlin – Horst Zuse, der Sohn (64) des Computer-Pioniers, ist selbst Informatik-Fachmann und baut den legendären Z3 nach

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Hünfeld/Berlin – Horst Zuse, der Sohn (64) des Computer-Pioniers, ist selbst Informatik-Fachmann und baut den legendären Z3 nach

Wer etwas über Konrad Zuse erfahren will, stößt im Internet schnell auf seinen Sohn Horst Zuse (64). Der Informatik-Fachmann verwaltet das Erbe des Erfinders und arbeitet als Privatdozent an der Technischen Universität Berlin. Am Samstag will er in Hünfeld einen eigenen Nachbau des Z3-Computers präsentieren.

Ihr in Fachkreisen prominenter Vater wäre heute 100 Jahre alt geworden. Wie viele Interview-Anfragen haben Sie schon bekommen?

So 50 in etwa. Ich habe aufgehört zu zählen. Es sind viele gewesen, und es hört nicht auf. Hinzu kommen noch Mails.

Sind Sie froh, wenn der Rummel vorbei ist?

Es ist natürlich sehr anstrengend. Und ich habe gerade eigentlich auch andere interessante Projekte. Aber sagen wir es mal so: Er hat„s auch verdient. Er hat ja einen guten Job gemacht. Und irgendeiner aus der Familie muss jetzt dafür geradestehen.

Sie können sein Lebenswerk als Fachmann gut erklären ...

Ich habe den Vorteil, dass ich das alles verstehe. Und ich bin der älteste Sohn. An irgendeinen müssen sich die Leute nun mal halten.

Sie sagten “guter Job„: Klingt das nicht zu lapidar für eine so weitreichende Erfindung?

Na ja, ein guter Job ist ein guter Job. Er hat wirklich tolle Arbeit geleistet – mit vielen Visionen, viel Kreativität und Besessenheit. Es ist schon toll, wie viele Institutionen jetzt aufstehen und sich mit dem Thema beschäftigen. Und nächstes Jahr haben wir noch ein Jubiläum, da wird der Z3 – einer seiner wegweisenden Computer – 70 Jahre alt. Einen Nachbau werden wir am Samstag in Hünfeld präsentieren.

Bei aller Ehre: Weltbekannt ist Ihr Vater nicht. Wieso?

Das hat sich in Deutschland kräftig geändert. Wenn ich meine Kreditkarte zücke oder ein Taxi telefonisch bestelle, wird gefragt: ,Sind Sie etwa der Zuse?‘ Das Erstaunen ist groß, dass es diese direkte Linie gibt. Wir waren fünf Kinder, jetzt sind es noch drei, und ich bin der Älteste, der das Erbe meines Vaters vertritt.

Der Job Ihres Vaters hat auf Sie abgefärbt ...

Als er seine Firma 1949 gegründet hat, durfte ich häufig mit zur Arbeit. An den Mann vom Teilelager gab“s die Anordnung meines Vaters: ,Alles, was nicht gebraucht wird, bitte einpacken. Das nehme ich mit für meinen Sohn.‘ Mit den Teilen habe ich meine Märklin-Eisenbahn gesteuert. Das hat mich geformt, daher mein Faible für Elektrotechnik.

Reich ist Ihr Vater nicht geworden, nicht wahr?

Er ist nie reich geworden. Er war aber auch nie arm, immer dazwischen, immer im Mittelstand. Da befinde ich mich auch und fühle mich eigentlich ganz wohl.

Die Fragen stellte Jörn Perske