RZ-KOMMENTAR: Rechter Mann zur falschen Zeit

Zum Erfolg gehört nicht nur die gute Idee, sondern auch, dass man sie am rechten Ort und zur richtigen Zeit hat. Letzteres traf im Leben des deutschen Erfinders Konrad Zuse leider nicht zu. Die Nazis verkannten die Genialität seiner Schöpfung – zumindest förderten sie Zuse nicht in großem Stil. Fruchtbare Kontakte mit den bahnbrechenden Computerpionieren in England (Alan Turing) oder USA (Howard Aiken und Grace Hopper) waren kriegsbedingt unmöglich

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Zum Erfolg gehört nicht nur die gute Idee, sondern auch, dass man sie am rechten Ort und zur richtigen Zeit hat. Letzteres traf im Leben des deutschen Erfinders Konrad Zuse leider nicht zu.

Die Nazis verkannten die Genialität seiner Schöpfung – zumindest förderten sie Zuse nicht in großem Stil. Fruchtbare Kontakte mit den bahnbrechenden Computerpionieren in England (Alan Turing) oder USA (Howard Aiken und Grace Hopper) waren kriegsbedingt unmöglich.

Zudem hatte sich der Tüftler selbst nicht genügend über die Vorarbeiten auf seinem Gebiet schlau gemacht: Sonst hätte er auf die Arbeiten des Engländers Charles Babbage zurückgreifen können, der ähnlich „tickte“ wie er selbst und auch eine universelle Rechenmaschine geplant hatte – bereits 100 Jahre zuvor!

So steht Konrad Zuse in den 1940er Jahren ziemlich alleine da und schafft dennoch Raffiniertes: Gleitkomma-Berechnungen, wie sie heute noch funktionieren, Analog-Digital-Wandler und schließlich – mit der Z4 – den ersten kommerziellen Computer weltweit. Noch in den Kriegsjahren erfand Zuse das Konzept der modernen Programmiersprachen, er war damit seiner Zeit glatte zehn Jahre voraus.

Doch in der Heimat hatte es Zuse schwer: Bürokraten verweigerten ihm Patente, kleinkarierte Banker die notwendigen Kredite. „Keine Experimente“ war (ist?) Deutschlands Wahlspruch.

Gut, dass Konrad Zuse heute, posthum, die Anerkennung zuteil wird, die er sich verdient hat. Er ist ein Vorbild als Erfinder, hartnäckiger Problemlöser, warmherziger Unternehmer und – was uns heute am meisten abgeht – als unabhängiger Geist.