Glosse: Im neuen Jahr wird alles Gaga

Von Tim Kosmetschke

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Nimmt man für das Popjahr 2011 das nun endende als Maßstab, müsste es ungefähr so ablaufen:

Schon im Januar melden MTV und Viva, künftig zwischen 18 und 23 Uhr ausschließlich Lady-Gaga-Videos zu senden – was allgemein als Fortschritt empfunden wird, schließlich waren zuletzt quasi überhaupt keine Musikvideos im Musikfernsehen zu sehen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter reagiert die Fangemeinde euphorisch: „Lieber Gaga als nada“, schreibt der Nutzer@MTV_Gucker im Internet.

Burda zeigt sich beeindruckt und verkündet, dass Lady Gaga in diesem Jahr sämtliche Bambis erhält. Im Februar räumt die Sängerin – nach den Golden Globes und den Emmys – erstmals auch bei der Oscarverleihung ab – unter anderem in der eigens für sie geschaffenen Rubrik „Best Phenomenon“. Sie trägt bei der Verleihung ein spektakuläres Kleid, das aus acht Bambis hergestellt wurde.

Danach wird es kurzfristig etwas ruhiger. Gaga tritt dennoch (nach Veröffentlichung ihrer Autobiografie und eines „Best of“-Albums) in der neu konzipierten „Wetten, dass ..?“-Show als Musikgast, Prominente und einzige Wettkandidatin auf: Sie schafft es, ihren Oscar zehn Minuten lang auf acht Bambis zu balancieren. Es geht nichts schief.

Im Mai gewinnt Lady Gaga den „Eurovision Song Contest“ in Düsseldorf – als Nachrücker-Kandidatin für das Land ihrer Ahnen, Italien. Die „MTV Video Music Awards“ werden wenig später in „Gaga Gala“ umbenannt, sie erhält sämtliche Trophäen, darunter den Preis für das Lebenswerk.

In ihrer Dankesrede kündigt die Lady an, in die Politik zu gehen – im Musikgeschäft sei es langweilig geworden, so ganz ohne Konkurrenz. Sofort vermelden sowohl Demokraten als auch Republikaner, sie als Kandidatin für die nächste Präsidentschaftswahl 2012 aufstellen zu wollen.

Kurz darauf veröffentlicht Wikileaks geheime Unterlagen, die belegen sollen, dass Lady Gaga bei mehreren ihrer Lieder gar nicht selbst gesungen hat. Auf ihrer Facebook-Seite dementiert sie wütend und droht, Wikileaks-Mitarbeiter mit Bambis zu bewerfen, sollte sie ihnen begegnen.

PS: Keine Sorge, liebe Leser. Nichts davon ist ernst gemeint.

E-Mail: tim.kosmetschke@rhein-zeitung.net