Köln

Gamescom: Die stillen Helden der virtuellen Welten

Hunderte Menschen starren auf eine riesige Leinwand, auf der sich Soldaten eine Schlacht mit außerirdischen Wesen liefern. Es kracht, es blitzt, die Bässe wummern. Was dort gezeigt wird, könnte ein gut gemachter, actionreicher Kinofilm sein, ist es aber nicht.

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Von unserer Redakteurin Christina Nover

Es ist ein Spieltrailer, gekonnt in Szene gesetzt. Im Gegensatz zum Kino dürfen hier auch Kameras rausgeholt werden, und die zahlreichen Besucher der Gamescom machen davon gern Gebrauch. Heute ist die Spielemesse in Köln erstmals für das normale Publikum geöffnet. Hatte die Messe in ihren ersten Jahren noch den Ruf einer Freakshow, zieht sie in ihrer fünften Ausgabe Menschen aller Alters- und Bildungsklassen an.

Doch im Fokus stehen immer noch die technikverliebten Gamer, Zocker, Nerds, wie sie auch gern genannt werden. Manche kommen in Verkleidung ihrer Lieblingsfiguren und sorgen damit für beliebte Fotomotive. Dabei sind oft schon die Messestände das ein oder andere Bild wert. Teilweise sieht es aus wie am Filmset: Nebelschwaden ziehen umher, und monströse Figuren locken zum Posieren.

2012 blieben der Gamescom einige namhafte Spielefirmen fern, doch dieses Jahr haben fast alle Branchengrößen einen Stand auf der Messe. Bis zum Sonntag, 25. August, präsentieren sich die mehr als 600 Schausteller aus mehr als 40 Ländern den Besuchern. Letztere bekommen die Möglichkeit, jetzt schon zu spielen, was erst Weihnachten oder noch später in den Läden steht.

Dementsprechend lang sind die Schlangen vor einigen Ständen. Besonders lange warten müssen die Zocker unter anderem, um einen Blick und Klick in die neuen Shooter-Spiele „Call of Duty: Ghosts“ und den großen Konkurrenten „Battlefield 4“ werfen zu können. Einige warten stundenlang – nur um ein paar Minuten spielen zu können.

Damit die Zeit nicht ganz so schleppend dahin geht, werden die Besucher auf ihrem Weg in das Herz des Stands mit Spieletrailern unterhalten. In dem dunklen Labyrinth des „Call of Duty“- Auftritts können die Fans des Kampfspiels sich schon mal ein Bild von dem machen, was sie später auf dem Bildschirm erwartet. Und das ist ganz großes Kino. Grafik, Details, Möglichkeiten – die PC- und Konsolenspiele von heute sind oftmals richtige Meisterwerke.

Die Videosequenzen, die im Spielverlauf auftauchen, sind geradezu filmreif. Aber auch die Welten, durch die sich die Zocker heutzutage in Spielen wie „Assasin's Creed 4: Black Flag“ kämpfen können, sind wirklich sehens- und spielenswert. Möglichst realistisch ist die Devise. Auch beim mit Spannung erwarteten „Watchdogs“, in dem der Spieler im Chicago der Zukunft als Hacker unterwegs ist. Die Personen, auf die man trifft, reagieren auf das, was man tut, mit Mimik, aber auch mit ihrem Verhalten.

Ungewöhnlich ist hier der Mehrspielermodus, in dem sich andere unbemerkt in die eigene Spielwelt mogeln und diese sabotieren können. Immer mehr Funktionen, immer komplexer – das Zehnfingersystem ist auch beim Gamer angekommen. Manchen Besuchern ist das zu viel. Die flüchten sich dann in den Bereich der Retrogames, wo bei Pac-Man und Co. noch richtig „gedaddelt“ werden kann. Wer mehr als nur die Finger beanspruchen will, der kann das beim Lasertag oder beim Beachvolleyball im Außenbereich.

Bis zum Sonntag werden auf der Gamescom rund 300 000 Besucher erwartet. Partnerland ist in diesem Jahr Frankreich. Voll wird es vor allem am Samstag, der wie im Vorjahr bereits ausgebucht ist. Dann werden sich die Spielebegeisterten nicht nur am Bildschirm „batteln“, sondern auch im echten Leben – bei der Jagd nach Merchandiseartikeln.