Deutschland wird von Atommeilern umringt

Viele andere Nachbarstaaten Deutschlands setzen trotz des Reaktorunglücks in Japan auf den Ausbau der Kernenergie. Hier ein Überblick.

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Die Nachricht ist pikant: Während RWE in Deutschland bei der Atomenergie die Felle wegschwimmen, steigt der Energieriese im Nachbarland Niederlande groß in die Kernkraft ein. Der zweitgrößte deutsche Stromversorger will für rund 600 Millionen Euro 30 Prozent am einzigen kommerziellen niederländischen Meiler in Borssele in Zeeland an der Nordsee übernehmen. Ein Bericht von „Spiegel Online“, wonach sich RWE außerdem an einem Meilerneubau in Borssele beteiligen will, wurde aber dementiert.

Anders als hierzulande setzen die Niederlande wie viele andere Nachbarstaaten Deutschlands trotz des Reaktorunglücks in Japan auf den Ausbau der Kernenergie. Hier ein Überblick:

  • Belgien: Tihange I, II, III: Die Druckwasserreaktoren mit einer Bruttoleistung von 3129 Megawatt befinden sich 60 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze. In den 1975 in Betrieb genommenen Reaktoren gab es mehrere Zwischenfälle.
  • Dänemark, Luxemburg, Österreich und Polen: Keine Atommeiler am Netz: Allerdings will Polen ein AKW im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien bauen.
  • Frankreich: Cattenom I bis IV: Die vier Druckwasserreaktoren mit einer Bruttoleistung von 5448 Megawatt befinden sich nur zwölf Kilometer von der saarländischen Grenze zu Frankreich entfernt. Gegen die AKW in Lothringen regt sich seit Jahrzehnten Protest auch in Rheinland-Pfalz, wie zuletzt bei den Ostermärschen. Bei einem Sondergipfel der Anrainerstaaten einigte man sich unter Berufung auf eine Aussage des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy darauf, Cattenom vom Netz zu nehmen, sollte es den anstehenden „Stresstest“ nicht bestehen. Fessenheim I, II: Die Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von 1840 Megawatt sind nur 25 Kilometer von Freiburg entfernt. Es ist das älteste AKW Frankreichs.
  • Schweiz: Beznau I, II: Die Druckwasserreaktoren sind sechs Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Gösgen: Die Druckwasserreaktoren sind 20 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Mühleberg: Die Siedewasserreaktoren sind 70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Leibstadt: Die Siedewasserreaktoren sind 500 Meter von der deutschen Grenze entfernt.
  • Tschechien: Temelin I bis IV: Gegen die 60 Kilometer von der Grenze entfernten Druckwasserreaktoren gibt es wegen zahlreicher Pannen seit Jahren große Proteste in Österreich und Deutschland. fwg/ck