Neuwied

I-Miev: Mit dem leisen Elektroflitzer auf Tuchfühlung

Mitsubishi hat als erster Händler ein Elektroauto serienmäßig auf den deutschen Markt gebracht. RZ-Redakteurin Katrin Steinert testet den Elektroflitzer.
Mitsubishi hat als erster Händler ein Elektroauto serienmäßig auf den deutschen Markt gebracht. RZ-Redakteurin Katrin Steinert testet den Elektroflitzer. Foto: Katharina Dielenhein

Als Ernst-Dieter Heinemann mir die Schlüssel für sein mobiles Schätzchen überreicht, kommt er aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus: „Sie werden begeistert sein! Ich fahre unwahrscheinlich gern mit dem I-Miev.“ „Ja, ja. Typisch Verkäufer“, denke ich und steige ein. Der Mitsubishi I-Miev ist das erste Elektroauto, das in Deutschland großserienmäßig auf dem Markt ist.

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Von unserer Redakteurin Katrin Steinert

Neuwied – Als Ernst-Dieter Heinemann mir die Schlüssel für sein mobiles Schätzchen überreicht, kommt er aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus: „Sie werden begeistert sein! Ich fahre unwahrscheinlich gern mit dem I-Miev.“ „Ja, ja. Typisch Verkäufer“, denke ich und steige ein.

Der Mitsubishi I-Miev ist das erste in Großserie produzierte Elektroauto, das in Deutschland auf dem Markt ist. Das Neuwieder Autohaus Heinemann hat eines dieser Fünftürermodelle auf dem Hof stehen und kann sich vor Anfragen zum Probefahren kaum noch retten. Doch was ist dran an diesem kleinen Elektroflitzer?

Ich will ehrlich sein: Autos sind für mich nicht mehr als ein Fortbewegungsmittel. Hauptsache sie fahren und kosten mich nicht allzu viel Geld. Das Einzige, was meine Gefühle in Wallung bringen kann, sind mehr als 50 PS und niedrige Spritpreise. Insofern hat der Wagen bei mir gute Karten: Er hat 65 PS, und die Tankkosten fallen weg. Das Aufladen der Batterie kostet an einer normalen Haushaltssteckdose nur schlappe 3 Euro und dauert sechs Stunden.

Nachdem mir die Automatikschaltung erklärt wurde, drehe ich den Zündschlüssel um. „Pling, pling, pling“, tönt es. Und jetzt? „Der Wagen ist an“, sagt meine Beifahrerin grinsend. Autohausmitarbeiterin Sarah Keßler ist verliebt in diesen Wagen, erzählt sie. Wenn der I-Miev nicht gerade unterwegs ist, dann schnappt sie sich gern die Autoschlüssel.
Der Wagen läuft, aber ich höre nichts. Das irritiert mich. Der Motor macht keine Geräusche. Klar, es wird ja nichts verbrannt. Ich nehme den Fuß von der Bremse – das Auto rollt los. Ich fahre vom Hof und beschleunige. Nicht schlecht. Der Kleine zieht ganz gut. Ich bin dermaßen fasziniert von diesem geräuschlosen Flitzer, dass ich fast die junge Mutter mit Kind am Zebrastreifen übersehe.

Aber auch sie hat mich nicht wahrgenommen. Und das kann zum Problem werden. Denn Verkehrsteilnehmer hören einen nicht. Ein weiteres Manko der lautlosen Technik: Man neigt dazu, schneller zu fahren, als es erlaubt ist.
Innerorts zieht das Auto Blicke auf sich. Das mag an der Aufschrift „100 Prozent elektrisch“ liegen. Vielleicht fallen wir aber auch dadurch auf, dass wir so leise sind. Ich lenke den Wagen Richtung Autobahn. Auf dem Beschleunigungsstreifen gebe ich richtig Gummi. Na ja, das Wort „richtig“ ist relativ: Bei 130 Kilometern pro Stunde ist dann nämlich auch schon Schluss mit Bleifuß.

Ich erlaube mir einen Spaß und fahre die nächste Abfahrt raus Richtung Rengsdorfer Tankstelle. Bei den aktuell hohen Spritpreisen finde ich es lustig, die geschröpften Autofahrer zu fragen, ob mein kleiner I-Miev eine Alternative wäre. Julian Lachmuth tankt für 65 Euro voll. „Wenn ich in der Stadt wohnen würde, wäre es eine Option.“ Im Moment müsse er aber zu weite Strecken zurücklegen. Der Rengsdorfer Heinz-Georg Wegemann findet die umweltschonende Technologie zwar gut, hat aber dasselbe Problem. „Für mich ist diese erste Generation von Elek-troautos keine Alternative. Ich habe jetzt 450 Kilometer vor der Brust. Das würde ich mit dem Wagen nicht geregelt bekommen.“ Nein, würde er nicht – außer mit zwei Zwischenstopps fürs Aufladen. Bei ressourcenschonendem Fahren hat der I-Miev lediglich eine Reichweite von 150 Kilometern.

Meine Probefahrt neigt sich dem Ende zu. Das Fahrgefühl war toll. Allerdings habe ich ein persönliches Problem: Ich habe keine 34 390 Euro, um mir den Flitzer zu leisten. Und ich habe keine Steckdose, an die ich mal eben so komme. Ich wohne in Koblenz, Mehrfamilienhaus, Wohnung nach hinten raus. Ich bräuchte ein 50 Meter langes Verlängerungskabel und müsste einen von vier heiß begehrten Parkplätzen vor dem Haus ergattern. Autohändler Heinemann ist davon überzeugt, dass es in naher Zukunft bessere Akkus gibt, mehr Ladestationen und dass die Autos erschwinglicher werden. Wenn das alles so weit ist, dann ist der I-Miev auch für mich eine Alternative.