Bad Tatzmannsdorf

An Aufgaben fehlt es uns nicht

Bo Svensson (l., mit Jan Kirchhoff) hat in Bad Tatzmannsdorf mit der MRZ offen über die Arbeit mit Thomas Tuchel gesprochen.
Bo Svensson (l., mit Jan Kirchhoff) hat in Bad Tatzmannsdorf mit der MRZ offen über die Arbeit mit Thomas Tuchel gesprochen. Foto: Eva Willwacher

Bo Svensson gehört zu den Profis beim FSV Mainz 05, die sich eine eigene Sichtweise auf die Dinge bewahren.

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Wo die Kommentare vieler seiner Kollegen oft eher gleichförmig geraten, oft die Diktion des Trainers spiegeln, sagt der Däne im 05-Trikot meist das, was er denkt. Ohne dabei anzuecken oder quertreibend zu sein. Svensson ist ein ausgesprochener Teamplayer, der aber stets reflektiert, was er tut, eine Meinung dazu pflegt.

„Trainingslager“, sagt der Routinier, der mit 33 Jahren natürlich eine Menge solcher Arbeitswochen erlebt hat, „sind oft langweilig, weil sich die Tage sehr ähneln. Vor allem am Ende wird es immer nervig, weil es so monoton ist.“ Doch damit müsse jeder Profi umgehen. „Da muss man durch“, sagt Svensson. Alles konzentriert sich auf die tägliche Arbeit, auf den Zugewinn an Verbesserung. Das bedeutet auch, dass am Abend statt Kinobesuch oder einer Weinprobe die Pflege des über den Tag geschundenen Athletenkörpers dazugehört. „Das ist einfach normal“, sagt der Innenverteidiger. „Man geht in diesen Tagen auf Leistungssteigerung, aufs Eingewöhnen an Abläufe. Und das nicht nur in den Testspielen, sondern in jeder einzelnen Trainingseinheit.“

Fehlende Frische bringt Zweifel

Er und seine 05-Kollegen, betont Svensson, haben in den vergangen Wochen sehr viel und sehr gut gearbeitet. „Aber es war eine normale Vorbereitung, in der wirklich alle einen großen Willen gezeigt haben, mitzuziehen.“ Zuletzt habe die mentale Frische gefehlt, was sich besonders in den beiden internationalen Freundschaftsspielen (1:1 bei Austria Wien, 2:1 im ungarischen Szombathely) zeigte, bei denen der Bundesligist weit weg war von Bundesligaform.

„Da waren wir sehr müde“, sagt Svensson, „das soll keine Ausrede sein, das ist einfach so. Und wenn man müde ist, fängt man an zu zweifeln. Warum sind wir jetzt so viel schlechter als noch vor einer Woche? Warum klappt dies und das nicht, das sonst sitzt?“ Die Zweifel, die Unsicherheit, die mit der fehlenden Frische einhergehen, steigern in solchen Spielen nicht eben das Leistungsvermögen.

„Es ist auch ganz gut, wenn nicht alles glattläuft und man die Unterschiede sieht“, erklärt der Däne. „Man sollte dann nur nicht anfangen, sich zu sorgen. Meine Erfahrung lehrt mich, dass es nach ein paar Tagen Abstand und etwas Freizeit gleich wieder besser wird.“ Dann steige das Niveau wieder, die fehlende Spritzigkeit, die Frische im Kopf kehre zurück.

„Denn an Aufgaben fehlt es uns bei unserem Trainer nicht“, sagt Svensson lachend. Thomas Tuchel, das weiß inzwischen jeder, ist ein sehr kreativer Trainer, der aber sehr, sehr viel fordert von seinen Spielern. „Aber Thomas arbeitet auch sehr theoretisch. Für ihn ist es manchmal schwer, damit umzugehen, dass er sich bisweilen begrenzen muss, um der Mannschaft weniger Aufgaben zu stellen“, sagt der Verteidiger, der am Samstag 33 Jahre alt wurde.

Doch Tuchel sei auch konstruktiv. Svensson gehört zu denjenigen im Kader, die im ständigen Dialog mit dem Coach stehen. „Diesen Austausch zwischen Mannschaft und Trainer gibt es, und der ist gut. Tuchel hat Ideen und fragt uns, was wir darüber denken. Manchmal gehen wir zu ihm und sagen, das, was er da vorhat, fühle sich auf dem Platz anders, nicht so gut an“, beschreibt Svensson diesen Austausch.

„Ich habe dabei immer das Gefühl, dass der Trainer dafür offen ist und die Anregungen aufnimmt. Auch wenn wir ihm hin und wieder sagen: ,Das ist zu viel für uns. Das ist zu schwierig.'“ Jörg Schneider