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Koblenz

Koblenz: Johanniter ermitteln „Deutschlands beste Retter“

Von Peter Karges
Die „Olympiade der Retter“ hat am Samstag rund 400 Rettungskräfte der Johanniter ans Deutsche Eck geführt.
Die „Olympiade der Retter“ hat am Samstag rund 400 Rettungskräfte der Johanniter ans Deutsche Eck geführt. Foto: Sascha Ditscher

Im Notfall sollte jeder Handgriff sitzen, denn er kann Leben retten: Genauso wie Feuerwehrleute, Polizisten oder Ärzte müssen Sanitäter, Rettungsassistenten oder Ersthelfer in Windeseile handeln. Deshalb ist ständiges Training nötig. Am Samstag traten rund 400 Sanitäter und Ersthelfer der Johanniter zum 25. Bundeswettkampf, der „Olympiade der Retter“, am Deutschen Eck und im Kurfürstlichen Schloss an.

Lesezeit: 3 Minuten
Bewertet wurde bei der Suche nach „Deutschlands besten Rettern“ sowohl theoretisches Wissen, beispielsweise wie man eine Blutung stoppt oder eine Schürfwunde richtig behandelt, als auch praktische Ersthilfe, etwa bei einem Fahrradunfall, und der Teamgeist. „Im Einsatz ist es oftmals sehr wichtig, dass die Gruppe als Gruppe funktioniert, deshalb haben wir ...
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Hubschrauber kreisen über Koblenz: Retter nehmen an Wettkampf teil

Zahlreiche Hubschrauber kreisen über das Deutsche Eck in Koblenz – doch zu wem gehören sie? Es sind Hubschrauber der Johanniter-Rettungskräfte. Sie haben einen ganz besonderen Einsatz am Koblenzer Wahrzeichen. Wir haben nachgehört, was dort passiert.

Normalerweise fliegen Hubschrauber der Polizei, um vermisste Personen zu finden oder bei Kundgebungen einen guten Überblick zu behalten. Aber auch Rettungskräfte sind regelmäßig in der Luft unterwegs. Sie wollen schnell am Einsatzort sein. Und das üben am Samstag 400 von ihnen, bei der „Olympiade der Retter“.

Bei dem Wettkampf zeigen sie, wie gut sie bei Notfällen ihre Patienten versorgen können. Am Ende steht der Titel „Deutschlands bester Retter“. Die „Olympiade der Retter“ besteht – nach Angaben der Johanniter – aus verschiedenen praktischen und theoretischen Tests. Zum Beispiel: Verletzte versorgen, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung simulieren oder eine Patiententrage schnell und gleichzeitig sicher durch einen Parcours bringen. Dazu gehörten auch Theorieprüfungen. Rund 80 Schiedsrichter sind am Eck und bewerten die Leistungen der Teilnehmer.

An dem Wettkampf nehmen hauptamtliche Rettungsprofis teil. Mit dabei: auch ehrenamtliche Helfer, vor allem Kinder und Jugendliche.

Die Veranstaltung hatte am Samstagvormittag mit einem Gottesdienst am Kurfürstlichen Schloss begonnen. Die Siegerehrung ist für den Abend geplant. Die Besucher erwartet ein buntes Unterhaltungsprogramm.

Im September hatten Beamte nach einem vermissten Jungen gesucht, der sich im Wald zwischen Simmern und Immendorf verirrt hatte. Anwohner fühlten sich vom Lärm mehrerer Polizeihubschrauber gestört und beschwerten sich bei der Polizei. Die Polizei wies die Vorwürfe der Anwohner damals scharf zurück.

Von Marius Reichert

Nach Anwohnerbeschwerden stellt Polizei klar: Leben retten darf Lärm machen

Region. Wenn die Hubschrauber von Polizei und Rettungsdienst im Einsatz sind ist „Not am Mann“. Doch immer häufiger zeigen Bürger für diese Einsätze kein Verständnis mehr: Sie sind ihnen zu laut.

Der Hubschrauber kreist seit zirka 10 Minuten über Kobern-Gondorf und macht einen riesen Lärm. Ist das an einem Sonntag erlaubt?“: Pling – mit Beweisfoto im Anhang poppt die Mail eines Untermoselaners am 20. August im E-Mail-Postfach unserer Zeitung auf. Während der genervte Moselaner seine Zeilen tippt, kämpft auf der B 416 in Höhe von Kobern-Gondorf ein älterer Mann nach einem Verkehrsunfall ums Überleben, stirbt wenig später im Krankenhaus. Um den Unfall zu dokumentieren, ist auch der Polizeihubschrauber ausgerückt. Doch immer häufiger zeigen Bürger nicht nur für diese Helikopter-Einsätze kein Verständnis mehr.

Das müssen Ärzte und Piloten der ADAC-Luftrettung immer wieder erleben, sagt Dr. Christoph Jänig, Leitender Hubschrauberarzt der Luftrettungsstation Koblenz. Jänig berichtet davon, dass die Teams wiederholt mit Beschwerden über die Lärmbelästigung konfrontiert werden – und zwar häufig direkt an der Einsatzstelle. Die von Hubschraubergeräuschen deutlich belasteteren Nachbarn rund um den Startplatz am Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZK), von wo aus Christoph 23 zu seinen Einsätzen abhebt, zeigen sich da weitaus toleranter, ergänzt der Arzt. Beschwerden an der Einsatzstelle können von der Helikopterbesatzung zwar oft im Gespräch gelöst werden. Jänig betont aber, dass Ärzte und Piloten beim Notfalleinsatz für solche Aufklärungsarbeit im Grunde keine Zeit haben.

Das Einsatzgebiet von Christoph 23 erstreckt sich auf einen Radius von rund 60 Kilometern rund um die Basis am Koblenzer BwZK in Richtung Eifel, Hunsrück, Westerwald und Rhein-Sieg-Kreis. Bei einem medizinischen Notfall geht es manchmal um Sekunden. Gerade in ländlichen Gebieten ist der Einsatz der fliegenden Retter alternativlos, wirbt Jänig um Einsicht. Manche Patienten müssen aufgrund ihrer Erkrankungen oder Verletzungen in Spezialkliniken geflogen werden, etwa in ein Schwerbrandverletztenzentrum, in Traumazentren für Schwerstverletzte, in eine Kinderchirurgie oder in ein Herzzentrum mit Organersatzverfahren. „Dies geht grundsätzlich mit jedem Rettungswagen“, räumt Jänig ein, doch der Luftweg ist deutlich kürzer. Deshalb werden Hubschrauber etwa auch bei schweren Verkehrsunfällen bevorzugt eingesetzt, „um den Patienten binnen 60 Minuten nach Unfallereignis auf den OP-Tisch zu bekommen, da dies statistisch die kritische Zeitspanne ist, die über Leben und Sterben von schwerstverletzten Unfallopfern entscheidet“, ergänzt der Mediziner.

Beschränkungen, wo der RTH landen darf, gibt es übrigens nicht. Und ein Sonntagsflugverbot selbstverständlich auch nicht, wie Jänig betont. Gleiches gilt für die Helikopter der Polizeihubschrauberstaffel mit Basis auf dem Flughafen Winningen. Und wenn diese ausrücken, gilt oft das Gleiche wie für die RTH: Not am Mann. Oder: Gefahr im Verzug. Dennoch hat auch die Führungszentrale des Koblenzer Polizeipräsidiums tendenziell mit immer mehr Bürgern zu kämpfen, die mit Unverständnis auf Einsätze der Polizeihubschrauber insbesondere nachts und an Sonn- und Feiertagen reagieren, wie Claudia Müller von der Pressestelle des Polizeipräsidiums einräumt.

Jüngstes Beispiel: Als kürzlich ein 16-jähriger Jugendlicher zwischen Simmern und Immendorf im dunklen Wald die Orientierung verloren hatte und der Polizeihubschrauber zum Einsatz kam, gingen bei der Polizei gleich mehrere Anrufe von Anwohnern ein, die trotz des Hinweises auf die Suche keinerlei Verständnis zeigten und erbost auf die Lärmbelästigung durch den Helikopter reagierten.

Ähnliche Beschwerden gab es im Westerwald, als nach einem Einbruch ein Polizeihelikopter zum Fahndungsflug startete. Das Facebook-Team der rheinland-pfälzischen Ordnungshüter sah sich im Anschluss genötigt, in einem Aufruf in eigener Sache Tacheles zu reden: „Was glauben die Anrufer eigentlich? Dass wir die Kollegen der Polizeihubschrauberstaffel zum Spaß alarmieren? Damit sie zur Nachtzeit die gute Aussicht genießen?“, heißt es in dem Beitrag – weiter: „Wenn der Polizeihubschrauber nachts unterwegs ist, hat das einen guten Grund! Und noch wichtiger: Ja, wir dürfen das! Welchen Grund es hat, erfahrt ihr meistens am nächsten Tag aus der Zeitung oder im Radio.“

Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen

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