Frankfurt/Rhein-Lahn

Nachfolger für Oelschläger gesucht: Wer wird der neue Präses der EKHN-Synode?

Ulrich Oelschläger, seit 2010 im Amt, kandidiert nicht mehr als Präses der EKHN-Synode.
Ulrich Oelschläger, seit 2010 im Amt, kandidiert nicht mehr als Präses der EKHN-Synode. Foto: EKHN

Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wählt auf ihrer konstituierenden Tagung vom 19. bis 21. Mai in Frankfurt am Main einen neuen Vorstand. Der bisherige Vorsitzende, Präses Ulrich Oelschläger (75) aus Worms, kandidiert nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr.

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Oelschläger war seit 2010 oberster Ehrenamtlicher der Landeskirche. Er leitete die zwei- bis dreijährlichen Synodentagungen, nahm regelmäßig an den Sitzungen der Kirchenleitung und anderer Gremien teil, vertrat die Synode nach außen und hielt Dutzende Vorträge. Er sei zwar gefragt worden, ob er weitermachen möchte, habe sich aber letztlich dagegen entschieden. „Wenn man zur Wahl antritt, sollte man auch sicher sein, dass man die gesamte Amtsperiode durchhält.“

Oelschläger sieht sich selbst als Moderator, nur bei gesellschaftspolitischen Themen steigt er aufs Rednerpult und streitet etwa vehement für die Gleichstellung homosexueller Paare in der Kirche. „Ich durfte dafür in Belfast für die EKHN den 'Tolerantia Award' entgegennehmen, das war ein Highlight in meiner Präseszeit.“

Als weitere Höhepunkte seiner Amtszeit nennt Oelschläger die Distanzierung der Synode von den Judenschriften Luthers, seine Mitarbeit im Lenkungsausschuss für das Reformationsjubiläum 2017 und im Beirat für die Landesausstellung zur Reformation in Worms sowie seinen Auftritt vor der Synode der Böhmischen Brüder in Prag.

„Wenn man zur Wahl antritt, sollte man auch sicher sein, dass man die gesamte Amtsperiode durchhält.“

Präses Ulrich Oelschläger

2019 beginnen mit dem Zukunftsprozess „EKHN 2030“ die Verteilungskämpfe in der Landeskirche. Weil Millionen Euro fehlen, lehnt die Synode im Herbst desselben Jahres den Neubau eines Bibelmuseums in der Frankfurter Altstadt ab, für den sich der Präses vehement eingesetzt hatte. Das Nein habe ihn seinerzeit sehr geschmerzt, sagt Oelschläger.

Dass gespart werden müsse, sei unstrittig, betont er. Für ihn sei klar, „dass wir uns zum Beispiel von überflüssigen Gebäuden trennen müssen“. Allerdings werde er sich dafür einsetzen, dass die gesellschaftliche Relevanz der Kirche etwa durch die Kindertagesstättenarbeit und den Religionsunterricht erhalten bleibe. Die EKHN müsse eine öffentliche Kirche bleiben und sollte „ihre Stimme erheben, wenn es notwendig ist“. Als Beispiele nennt Oelschläger die klare Haltung von Kirchenpräsident und Synode zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Flüchtlingshilfe in den Gemeinden. Auch er verurteile den Krieg und sei für Waffenlieferungen. „Auf jeden Fall möchte ich, dass die Ukraine den Krieg gewinnt und das Land seine Unabhängigkeit bewahrt.“

Das ist die EKHN-Synode

Die Synode ist laut Kirchenordnung das „maßgebende Organ der geistlichen und rechtlichen Leitung der Gesamtkirche“. Sie wählt unter anderem den Kirchenpräsidenten und seinen Stellvertreter sowie die Pröpstinnen und Pröpste. Sie erlässt Kirchengesetze, verabschiedet den Haushalt und trifft wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Das Gebiet der EKHN mit ihren knapp 1,5 Millionen Mitgliedern in mehr als 1100 Gemeinden reicht von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden. Rund ein Viertel des Kirchengebiets erstreckt sich auf das Bundesland Rheinland-Pfalz. epd

Über den Wechsel an der Spitze hinaus wird die Synode neue Ausschüsse bilden und deren Mitglieder wählen. Daneben ragt unter den Programmpunkten der traditionelle Bericht des Kirchenpräsidenten heraus. Volker Jung hat angekündigt, unter anderem auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine einzugehen. In einer Feierstunde gedenkt die Synode der Gründung der EKHN am 30. September vor 75 Jahren.

Die neue, 13. Kirchensynode ist kleiner als ihre Vorgängerin: 120 Delegierte nehmen teil statt zuvor 140. Grund ist die Neuordnung der Dekanate, deren Zahl auf aktuell 24 gesunken ist. 109 Synodale sind und werden noch gewählt, 45 davon neu, elf sind berufen. Hinzu kommen sechs Jugenddelegierte ohne Stimmrecht. 31 Prozent der gewählten Mitglieder sind Pfarrer. Das Dekanat Nassauer Land vertreten Astrid Ellermann (Aull), Pfarrerin Nicole Wiehler (Gemmerich), Joshua Keidel (Kaub) und Bärbel Goerke (Reichenberg).

Das Gremium ist weiblicher und etwas jünger geworden: Der Frauenanteil beträgt 44,5 Prozent gegenüber zuvor 37 Prozent, das Durchschnittalter beträgt 53 statt zuvor 54,5 Jahre. Die Tagung findet nach mehreren coronabedingten Digitaltreffen wieder in Präsenz im Frankfurter Dominikanerkloster statt – wird aber zugleich digital übertragen. epd