Koblenz. Damit man aufs Auto verzichten kann, um zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt, zum Sport oder zu anderen Freizeitaktivitäten zu kommen, muss eine Alternative angeboten werden. Busse zum Beispiel. Oder Bahnen. Doch der Öffentliche Personennahverkehr bekommt von den Menschen in Koblenz und Umgebung keine besonders guten Noten. Viel Kritik, wenig Lob, so kann man die Reaktionen zusammenfassen, die uns per E-Mail oder über Facebook erreichen.
Der Fahrpreis: Immer wieder im Fokus sind die Fahrpreise: 3,80 Euro für eine einfache Fahrt von Vallendar nach Koblenz moniert Ina Kirst, also 7,60 Euro hin und zurück. „Das ist ein stolzer Preis. So kann man die Innenstädte vom Auto-Verkehr nicht entlasten.“ Für Menschen, die sowieso ein Auto haben müssen, um zur Arbeit oder zum Supermarkt zu kommen, lohnt das Busfahren überhaupt nicht, so Hans Kopold auf Facebook: „Da müsste man schon an einer schlimmen Rechenschwäche leiden.“ 14 Euro für die Bahnfahrt von zwei Erwachsenen und einem Kleinkind von Niederlahnstein in die Koblenzer Innenstadt hat Andreas Rassau bezahlt: „Für nicht mal fünf Minuten Fahrtzeit ohne Stopp. Seit Jahren habe ich das Gefühl, in Koblenz möchte man gar nicht, dass die Leute auf den ÖPNV setzen. Zumindest habe ich bisher nie Anreize gesehen, weder bei Fahrplan noch bei Kosten.“ Und Ottmar Kühn verweist auf Beispiele aus dem europäischen Ausland: „Einfache Fahrt vom Start zum Zielort für 1,50 Euro, Umsteigemöglichkeiten inbegriffen, die Fahrkarte kann maximal zwei Stunden in eine Richtung genutzt werden.“
Aber es gibt auch andere Stimmen: „Ich finde eine Monatskarte für den Bus günstiger als ein Auto und habe deswegen schon seit zwölf Jahren meine Karte im Abo, die ich jederzeit up- und downgraden kann (von normal auf 9 Uhr, von City Koblenz zu Neuwied)“, schreibt Nic Mohr auf Facebook. Dabei kann man abends und am Wochenende sogar Personen mitnehmen und am Wochenende fast bis Bonn fahren. „Und das schon für 29,90 Euro monatlich (eine Zone 9 Uhr, am Wochenende ganztägig). Wer behauptet, es ist zu teuer, der informiert sich nicht richtig!“
Die Verbindungen: Autofahren geht schlicht in den allermeisten Fällen schneller. „Von Horchheim ins Rauental mit Weg zur Bushaltestelle und dann zur Arbeit kostet 60 Minuten einfache Strecke und das Gleiche zurück, Abfahrt alle 30 Minuten. Mit dem Auto zehn Minuten – noch Fragen?“, schreibt Andreas Lucas. Aber es gibt auch Lob: „Wir in der Goldgrube sind alle sehr froh, dass uns statt der Linie 3 nun die Linie 1 anfährt“, schreibt Helga Bögeholz. Die Verbindung geht dann über die Stadt bis ans Deutsche Eck, und das sei wirklich sehr gut. Dass die rechtsrheinischen Stadtteile laut Verkehrsentwicklungsplan besser angebunden werden sollen, wertet Lukas Debudaj als sehr positiv. Bisher nämlich braucht er von der Horchheimer Höhe zur Karthause eine knappe Stunde.
Ideen für einen besseren ÖPNV: In vielen Zuschriften wird nicht nur Kritik geäußert, sondern es werden auch Verbesserungsvorschläge gemacht: Wassertaxis bringt Katrin Jäckel in die Diskussion, bei der Lage an zwei Flüssen für Koblenz eine gute Anbindung, „auch im Hinblick auf die Baumaßnahmen der Pfaffendorfer Brücke“, schreibt sie. Lukas Debudaj entwirft das Modell einer Bus-Ringlinie, die von Horchheim über die Südbrücke, zur Hochschule, über die Hohl zur BBS, zur Kurt-Schumacher-Brücke, Uni und weiter über Ikea und Gewerbegebiet Nord zur Altstadt und zurück auf die rechte Rheinseite fahren würde. Und Alois Bauer plädiert für neue Schienenhaltepunkte in verschiedenen Stadtteilen – und auch dafür, die alte Bahntrasse von Lützel nach Ochtendung zu reaktivieren, da viele Pendler dann mit dem Zug fahren könnten.
Von unserer Redakteurin Doris Schneider