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Stichwort: Weißer Ritter

Ein bisschen Märchen muss sein – auch in der Finanzwelt. Die Bezeichnung „Weißer Ritter“ dürfte zwar keinen Prüfungsstoff für Absolventen der Betriebswirtschaftslehre abgeben, sie hat sich allerdings als angenehm bildhafter Fachjargon eingebürgert.

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Essen – Ein bisschen Märchen muss sein – auch in der Finanzwelt. Die Bezeichnung „Weißer Ritter“ dürfte zwar keinen Prüfungsstoff für Absolventen der Betriebswirtschaftslehre abgeben, sie hat sich allerdings als angenehm bildhafter Fachjargon eingebürgert.

Unter einem „Weißen Ritter“ ist ein Investor zu verstehen, der bei einem Unternehmen einsteigt, das sich gerade gegen eine feindliche Übernahme wehrt – also eine Übernahme, die das Management nicht für sinnvoll hält und daher auch nicht unterstützt. Der Weiße Ritter wiederum ist bereit, mit dem Vorstand an einem Strang zu ziehen oder sich als Großaktionär aus dem Tagesgeschäft herauszuhalten. Er ist also ein Retter in der Not.

Bei Weißen Rittern kann es sich um andere Unternehmen aus der Branche, um Finanzinvestoren oder auch um Regierungen handeln, die eine Firma vor dem Verkauf ins Ausland bewahren wollen. Im Fall Hochtief ist die Katar-Holding ein Finanzinvestor, der aber wegen der Aktivitäten des deutschen Baukonzerns in dem Emirat am Persischen Golf auch strategische Interessen vertritt. Allerdings ist der Anteil von Katar mit 9,1 Prozent zunächst noch recht niedrig. Meist erwerben Weiße Ritter – falls möglich – zumindest eine sogenannte Sperrminorität etwa in Höhe von 25 Prozent plus einer Aktie. Damit können sie dann Pläne eines anderen Großaktionärs blockieren.

Ein recht typischer Weißer Ritter war 2006 Bayer im Übernahmekampf der Pharmakonzerne Schering und Merck. Das Schering-Management wollte nicht, dass die Darmstädter Firma das Unternehmen aufkauft. Bayer bot den Aktionären dann schlicht einen höheren Preis und stach damit den Rivalen Merck aus, der bereits umfangreich Schering-Aktien aufgekauft hatte. Das Schering-Management wiederum begrüßte den zweiten Bieter. Heute heißt das neue Unternehmen Bayer Schering Pharma. dpa