Nach dem Hochwasser kommt die Schnakenplage

Nach dem Hochwasser rechnen Experten auch am Rhein mit einer Schnakenplage.
Nach dem Hochwasser rechnen Experten auch am Rhein mit einer Schnakenplage. Foto: DPA

Kaum ist der Höhepunkt des Hochwassers überstanden, kündigt sich neues Ungemach an: Myriaden von Stechmückenlarven lauern in den überschwemmten Gebieten. Schnaken können in diesem Sommer zur echten Plage werden.

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Von unserer Redakteurin Claudia Renner

Doch die kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) ist schon mit mehr als 300 Leuten ausgeschwärmt, um zwischen Bingen und dem Kaiserstuhl die betroffenen Gebiete zu kontrollieren und das Schlimmste zu verhindern.

„Das Wort Super-GAU kennen wir nicht“, sagt der Biologe und wissenschaftliche Direktor der Kabs, Norbert Becker. „Wir werden auch diese Situation meistern.“ Von heute an überfliegen zwei Hubschrauber der Kabs die Überschwemmungsgebiete am Rhein und versprühen Eispellets mit dem für andere Lebewesen unschädlichen biologischen Larvengift BTI. Zugleich sind Schnakenbekämpfer zu Fuß mit tragbaren Spritzgeräten unterwegs, um die Brut auch in kleinen Senken zu erwischen. „Wir müssen etwa fünfmal mehr Fläche behandeln als in den vergangenen Jahren“, sagt Becker.

Ein Handicap sei, dass überflutete Flächen wie das Eicher Schilf oder das Laubenheimer Ried derzeit noch gar nicht voll kontrolliert und auf Brutbestände untersucht werden können. Das gilt jedenfalls für die Zonen vor dem Damm. „Die haben Grund- und Druckwasser bekommen, und da sind massenhaft Larven drin“, sagt Becker. Das Problem sei nicht, dass Schnakenweibchen sich auf den überfluteten Gebieten zur Eiablage niederlassen, korrigiert der Biologe eine verbreitete Vorstellung. Die Eier der Überschwemmungsmücken – so die korrekte Bezeichnung – sind längst gelegt. In den Senken des Rheinvorlandes können sie mehrere Jahre überdauern. Erst wenn ein Hochwasser sie überspült hat und bei warmen Temperaturen wachsen die Larven heran, schlüpfen, bilden Puppen und entwickeln sich zu jenen geflügelten Plagegeistern, die vor der Eiablage eine Blutmahlzeit brauchen. Die Kabs bekämpft die Larven an den Brutstätten. Der Wirkstoff BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) wird von den Larven aufgenommen und zerstört ihren Darm.

Dabei hat die Natur einen Sicherheitsmechanismus eingebaut: Nach einer Überschwemmung schlüpft nur etwa die Hälfte der Larven. So ist das Überleben der Art gesichert, falls eine Kältewelle alle geschlüpften Larven vernichtet. Gleichzeitig, scherzt der Biologe Becker, sichert die Evolution damit die Arbeitsplätze bei der Kabs.