RZ-Kommentar: Manfred Ruch zu einer skurrilen Pressemitteilung

Hochwassertouristen sind bei betroffenen Flussanliegern so verhasst wie die Pest. Während die einen versuchen, ihr Hab und Gut vor den Fluten zu retten, genießen die anderen beim Wochenendausflug ins Katastrophengebiet das spektakuläre Schauspiel und lassen sich danach die Currywurst mit Fritten schmecken.

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Manfred Ruch zu einer skurrilen Pressemitteilung

Hochwassertouristen sind bei betroffenen Flussanliegern so verhasst wie die Pest. Während die einen versuchen, ihr Hab und Gut vor den Fluten zu retten, genießen die anderen beim Wochenendausflug ins Katastrophengebiet das spektakuläre Schauspiel und lassen sich danach die Currywurst mit Fritten schmecken.

Nicht so gern gesehen sind Politiker, die sich von ihren Besuchen im Flutgebiet lediglich eine positive Wirkung in den Medien erhoffen und dabei eigentlich den unermüdlichen Helfern eher im Wege stehen.

Genau das wirft die CDU-Fraktions- und Landesvorsitzende Julia Klöckner recht ungeniert dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz (SPD) vor, der sich als zuständiges Kabinettsmitglied für Katastrophenschutz am Montag in St. Goarshausen ein Bild von der Lage am Mittelrhein machte. Man habe im Hochwassergebiet andere Sorgen, als sich um „Besuch aus Mainz“ zu kümmern, geißelte Klöckner den Minister (der allerdings auf dem kritisierten Foto recht einsam in die Fluten blickt). Die Christdemokratin hingegen vermeldet mit spürbarem Stolz, dass „wir sensibel nachfragen, ohne die Arbeiten zu behindern“. Die Union informiere sich „lieber auf anderen Wegen über die Situation und über notwendige Hilfen“, betont sie. Als Kronzeuge für ihr Wohlverhalten wird der sich über so viel Sensibilität freuende Verbandsbürgermeister Thomas Bungert (CDU) von St. Goar-Oberwesel angeführt.

Liebe Frau Klöckner, mal abgesehen davon, dass der Informationsbesuch eines Innenministers in einem Hochwassergebiet nun wirklich nicht so erstaunlich ist: Viel billiger geht ein Besuch wohl nimmer. Vermutlich ist Roger Lewentz aus seinem Heimatort, dem benachbarten Kamp-Bornhofen, angereist. Soll er denn lieber wieder nach Mainz fahren und von dort sensibel mit dem betroffenen Bürgermeister seiner Nachbargemeinde telefonieren?

Hand aufs Herz, Frau Klöckner: Hätten Sie Ihren forschen Ratschlag auch Ihrer Vorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel gegeben, die sich am Dienstag doch recht medienwirksam im Flutgebiet von Bayern und Sachsen informierte? Oder war das mal wieder etwas ganz anderes?