Trier/Koblenz

Land fahndet nach Schadstoffen und schwarzen Schafen

Gesund bleiben, die Abwehrkräfte stärken oder kleine Ernährungssünden ausbügeln – all das soll, glaubt man der Werbung, durch Nahrungsergänzungsmittel möglich sein.

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Trier/Koblenz. Gesund bleiben, die Abwehrkräfte stärken oder kleine Ernährungssünden ausbügeln – all das soll, glaubt man der Werbung, durch Nahrungsergänzungsmittel möglich sein.

Regelmäßig lässt das Landesuntersuchungsamt (LAU) Rheinland-Pfalz solche Produkte auf Herz und Nieren prüfen. Die Stichproben aus dem Handel landen auf dem Labortisch von Rainer Marx am Institut für Lebensmittelchemie in Trier. Marx untersucht, ob drin ist, was drauf steht, und ob die Inhaltsstoffe wie versprochen wirken – oder vielleicht sogar schaden. Überdies prüft Marx, wie zuverlässig Werbung und Internetseiten den Verbraucher informieren.

Rund 300 Proben analysiert Marx jährlich auf Geheiß der Kreis- und Stadtverwaltungen. Sie sind zuständig für den Vollzug des deutschen Lebensmittelrechts. Die Behörden erhalten eine Analyse und Beurteilung der Lebensmittelchemiker und schalten bei Bedarf die Lebensmittelüberwachung ein. Etwa 60 bis 80 Prozent der untersuchten Stichproben gaben in den vergangenen Jahren Anlass zur Beanstandung. Etwa weil die Inhaltsstoffe falsch oder unvollständig deklariert waren oder das Produkt sogar Schadstoffe enthielt. In besonders kritischen Fällen greift ein behördeninternes Schnellwarnsystem, das auch im Ausland wirkt: Dann werden die Hersteller aufgefordert, die Produkte vom Markt zu nehmen und die Verbraucher gegebenenfalls vor dem Verzehr gewarnt.

Vorsicht bei Wundermitteln

Unter Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln finden sich jede Menge Scharlatane, warnt die Verbraucherzentrale. „Wen beim Blick auf Anzeigen für geheimnisvolle Pflanzenextrakte, wiederentdeckte alte Heilpflanzen und Spezialzubereitungen asiatischer Lebensmittel der Argwohn überkommt, der kann sich an uns wenden„, sagt Iris Brenner, Mitarbeiterin in der Abteilung „Lebensmittel und Ernährung“ bei der Koblenzer Verbraucherberatung (Tel. 01805/607 560 30). Bei allem, was als Wundermittel angepriesen wird, rät Brenner: „Finger weg!„

Auf jeden Fall sparen kann man sich laut Lebensmittelchemiker Marx auch den Kauf von Präparaten, die mit einem kosmetischen Effekt werben oder mit dem Versprechen, den Alterungsprozess aufzuhalten (sogenannte Anti-Aging-Produkte). „Aus der Natur wird vieles extrahiert, konzentriert und als isolierter Wirkstoff auf die Menschheit losgelassen. Schlankmacher oder Mittel zur Steigerung der Libido sind aber in der Regel Mogelpackungen“, sagt Marx. Auch ein positiver Einfluss auf die Gesundheit lässt sich oft nicht nachvollziehen. „Die Versprechen sind meist nicht mit Studien belegbar. Versuche gibt es allenfalls im Reagenzglas. Im menschlichen Körper sieht die Wirkung dann ganz anders aus", warnt Marx. So hat etwa die Europäische Lebensmittelbehörde jüngst darauf hingewiesen, dass die Einnahme von Präparaten mit Lutein, die die Sehkraft fördern sollen, keinen Effekt haben – erfreulicherweise auch keinen negativen.

Vitamine können schaden

Die gibt es auch: Bei seinen Untersuchungen ist Marx schon auf Giftstoffe, Schwermetalle, Arzneimittel und Anabolika gestoßen. Aber auch harmlos daherkommende Vitaminpräparate können schweren Schaden anrichten. So kann die übermäßige Einnahme von Vitamin A zu Gelbsucht führen, ein Zuviel an Vitamin D die Muskeln schwächen. Vitamin C schützt erwiesenermaßen zwar nicht vor Erkältung. Überflüssige Mengen scheidet der Körper aber über den Urin wieder aus.

Von unserer Redakteurin Nicole Mieding