RZ-KOMMENTAR: Tubenkost? Na, Mahlzeit!

Von Nicole Mieding

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

Was ist bloß aus uns geworden: ein Volk von Ernährungsaposteln und Gesundheitsexperten! Die meisten Deutschen kennen ihr Blutbild, wissen, was Triglyceride sind und dass es „gutes„ und „böses“ Cholesterin gibt. Darum verkneifen wir uns das Frühstücksei, machen im Supermarkt einen Bogen um Butter und angeln stattdessen die Cholesterin senkende Margarine aus dem Tiefkühlregal. Macht uns das gesünder?

Mitnichten. Der ständige Verzicht hat uns zu einem Volk von Griesgramen und Genussmuffeln werden lassen, das den Wert von Lebensmitteln nicht mehr kennt – und gutes Essen nicht mehr zu schätzen weiß. Zum Ausgleich rufen wir nach dem „gesunden Plus„, jenem Lebensverlängerungsversprechen, das auf Verpackungen ziemlich fragwürdiger Nahrungsmittel prangt. Neuerdings kommt Obst als Vitamincocktail aus der Flasche, und mancher Brotaufstrich ähnelt so sehr einem Arzneimittel, dass er eigentlich einen Beipackzettel haben müsste. An den natürlichen Fettgehalt von Milch kann sich schon fast keiner mehr erinnern. Und auch an Milcheiweiß haftet ein Ruch, weil immer mehr Menschen dagegen allergisch sind.

Als Folge des „gesunden Verzichts“ greifen wir zur Ausgleichsmaßnahme. Werfen Knochen, Zähnen und Muskeln zuliebe Kalzium- und Magnesiumtabletten ein. Manches Mittagsmenü sieht aus wie das Mahl für eine Mondreise: Wie Astronauten essen wir aus Tuben und Tüten. Aus Ernährung ist eine Wissenschaft geworden, aus Essen ein Krankheitsrisiko. Gesundes kommt aus der Natur, nicht aus dem Labor. Hören wir also einfach auf, an unserem Essen herumzudoktern.