Gibt es Gesundheit aus der Pillenpackung?

Zu teuer, überflüssig und meist wirkungslos: Das Urteil, das Ernährungsexperten über Nahrungsergänzungsmittel sprechen, fällt meist negativ aus. Dennoch sind die angeblichen Gesundmacher bei den Deutschen der Renner. Wir haben zusammengetragen, was Sie vor der Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen & Co. unbedingt wissen sollten.

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In Apotheken und Drogeriemärkten steigt das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln – Experten warnen vor einer Einnahme auf eigene Faust

Zu teuer, überflüssig und meist wirkungslos: Das Urteil, das Ernährungsexperten über Nahrungsergänzungsmittel sprechen, fällt meist negativ aus. Dennoch sind die angeblichen Gesundmacher bei den Deutschen der Renner. Wir haben zusammengetragen, was Sie vor der Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen & Co. unbedingt wissen sollten.

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Bei Nahrungsergänzungsmitteln handelt es sich um Nähr- oder Wirkstoffe, die die normale Ernährung aufwerten sollen (z.B. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, Ballaststoffe, Pflanzen oder Kräuterextrakte). Sie sind einzeln oder als Kombipräparat erhältlich und werden konzentriert als Tabletten, Kapseln, Dragees, Pulver, Flüssigkeiten oder auch in angereicherten Lebensmitteln angeboten.

Können sie Lebensmittel ersetzen?

Vitaminpillen essen statt Obst und Gemüse – diese Rechnung geht leider nicht auf. In natürlicher Konzentration wirken Vitamine als Antioxidanzien, in pharmakologischer Dosierung eventuell schädlich: Sie können Krebs- Herz-, Leber- und Nierenleiden fördern. Nach derzeitigem Forschungsstand gehen Ernährungswissenschaftler davon aus, dass der positive Effekt pflanzlicher Lebensmittel auf der Gesamtheit ihrer Inhaltsstoffe beruht, nicht auf einzelnen Substanzen.

Wie erkennt man Nahrungsergänzungsmittel?

Sie müssen als solche gekennzeichnet sein, also den Zusatz „Nahrungsergänzungsmittel" auf der Verpackung tragen. Dort muss neben den Inhaltsstoffen auch die empfohlene Dosierung/ tägliche Verzehrmenge angegeben sein sowie die Warnung, diese Menge nicht zu überschreiten.

Unterliegen Nahrungsergänzungsmittel einer Zulassungspflicht?

Nein. Gemäß der Verordnung für Nahrungsergänzungsmittel (NemV) müssen sie aber beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) registriert werden. Die Verantwortung für die Sicherheit der Produkte und die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen tragen Hersteller und Vertreiber. Die Überwachung der im Handel angebotenen Mittel und ihrer Herstellerbetriebe ist Aufgabe der Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder.

Wodurch unterscheiden sie sich von Arzneimitteln?

Arzneimittel unterliegen einer Zulassungspflicht. Ihre Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit muss im Rahmen eines Prüfverfahrens nachgewiesen werden. Nahrungsergänzungsmittel können auch dann auf dem Markt angeboten werden, wenn ihr ernährungsphysiologischer Wert fraglich ist.

Dürfen solche Präparate mit Heileffekten werben?

Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht mit Heilsversprechen werben. Aussagen zur Verringerung eines Krankheitsrisikos sind dagegen zulässig.

Wie sinnvoll ist eine Nahrungsergänzung?

Grundsätzlich versorgt eine ausgewogene Ernährung den gesunden Körper mit allen lebensnotwendigen Stoffen. In den meisten Fällen sind Nahrungsergänzungsmittel also überflüssig.

Gibt es Ausnahmen, die die Einnahme ratsam machen?

In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an bestimmten Nährstoffen (z.B. Eisen, Folsäure) erhöht. Auch bei älteren Menschen kann die Versorgung mit essenziellen Nährstoffen als Folge von Kau- oder Schluckbeschwerden sowie Appetitverlust ungenügend sein. Chronisch Kranke können ebenfalls einen erhöhten Nährstoffbedarf haben. In diesen Fällen kann eine Ergänzung der Nahrung nötig sein. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte dann aber auf jeden Fall unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, weil eine Überdosierung gesundheitsschädlich ist und es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen kann.

Worauf muss ich beim Kauf achten?

Dosis, Zusammensetzung und Preis variieren. Man sollte daher genau hinsehen und einen Fachmann zurate ziehen. Auskunft erteilen die Verbraucherschutzzentralen sowie Veterinär- und Lebensmittelämter. Vorsicht ist geboten, wenn der Vertreiber auf der Verpackung keine vollständige Adresse angibt oder nur eine Anschrift im Ausland. Heil- und Wunderversprechen sollten skeptisch machen. Und auch die Empfehlungen von Ärzten, Wissenschaftlern oder zufriedenen Kunden sind häufig frei erfunden. Nahrungsergänzungsmittel, die über das Internet oder ausschließlich direkt vertrieben werden, sind von den Behörden schwer zu kontrollieren.

(nim)

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung