RZ-KOMMENTAR: Klöckner geht aufs Ganze und braucht Köpfe mit Klasse

Julia Klöckner hat also wahr gemacht, was sie schon länger ankündigte. Sie schlägt in Berlin die Tür zu, weil sie sich ganz auf Rheinland-Pfalz konzentriert. Das ist erst einmal konsequent.

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Julia Klöckner hat also wahr gemacht, was sie schon länger ankündigte. Sie schlägt in Berlin die Tür zu, weil sie sich ganz auf Rheinland-Pfalz konzentriert. Das ist erst einmal konsequent.

Dass die SPD, die Klöckner seit geraumer Zeit nur noch Dioxin-Staatssekretärin nennt, daraus einen Akt von Fahnenflucht macht, ist unredlich. Man kann durchaus darüber streiten, ob die Politikerin von der Nahe in der Krise um belastete Futter- und Lebensmittel souverän agierte. Da machte das Duo Klöckner/Aigner – oder besser Aigner/Klöckner – zuweilen den Eindruck, von der Krise beherrscht zu werden, anstatt die Krise zu beherrschen.

Doch das ist ein anderes Thema. Fest steht: Die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende kam an der Entscheidung zwischen Berlin und Mainz nicht vorbei. Und es spricht für sie, dass sie nun das Rückfahrtticket über Bord wirft. Julia Klöckner geht aufs Ganze. Viele in der SPD haben ihr das nicht zugetraut, dachten, sie würde im Falle einer Wahlniederlage lieber auf dem weich gepolsterten Sessel einer Staatssekretärin Platz nehmen, als im Mainzer Landtag die harte Oppositionsbank zu drücken.

Nun hat sie Klarheit geschaffen: Selbst wenn die CDU bei der März-Wahl unterliegt, bleibt Klöckner in Mainz. Damit dürfte für den jetzigen CDU-Fraktionschef Christian Baldauf endgültig klar sein, dass er seinen Platz an der Spitze der christdemokratischen Landtagsabgeordneten räumen muss. Es sei denn, die CDU schafft eine Art Wunder von Mainz, in dem sie wider alle politischen Prognosen doch noch die Staatskanzlei am Rhein erobert.

Nun wird spannend, wen Julia Klöckner in ihr Kompetenzteam beruft. Dabei sollte sie nicht den Fehler machen, zu sehr nach Regionalproporz und Parteiverdiensten vorzugehen. Wenn die CDU noch einmal richtig Schub bekommen soll, braucht sie ein paar frische Gesichter: der frühere nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet könnte eine solche Personalie sein, die vom politischen Gegner nur schwer zu demontieren wäre.

Vielleicht präsentiert Klöckner auch noch ein weibliches Gesicht, mit dem niemand rechnet. Dazu könnten ein paar erfahrene Kommunal- und Bundespolitiker das Personalpaket abrunden. Attraktiv wird eine Partei nicht nur durch ihre Programmatik, sondern auch durch ihr Personaltableau. Julia Klöckner braucht dringend Köpfe, die Lust auf einen Politikwechsel im Land machen. Und Persönlichkeiten, die jene Kompetenz verkörpern, die sie als Team im Titel tragen.

Y E-Mail: dietmar.brueck@rhein-zeitung.net