RZ-KOMMENTAR: Eine einzige Trauer-Parade

Rena Lehmann zur Katastrophe bei der Loveparade

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Die große Liebes-Parade ist zur Trauer-Parade geworden. Die Fotos von fröhlich feiernden Ravern in freizügig-schrillen Kostümen sind Bildern der nackten Angst, der Panik und Verzweiflung gewichen. Es ist das traurige Ende einer Veranstaltungsreihe, die seit ihrem Beginn 1989 immer wieder heftig umstritten war, über Jahrzehnte aber auch Millionen von Menschen begeistern konnte. Am Tag nach der Katastrophe von Duisburg bleibt davon nur die Trauer über den Tod von 19 jungen Menschen übrig. Und das Unverständnis über ein Partykonzept in Duisburg, das sich offensichtlich mehr am eigenen Gewinn als an der Sicherheit der Gäste orientierte. Es ging in einem Drama für alle Beteiligten auf – und weit darüber hinaus.

Die Duisburger wollten es Berlin offenbar wieder einmal zeigen: In Nordrhein-Westfalen, da weiß man mindestens genauso gut, wie man die große Techno-Parade feiert, da geht es mindestens genauso hoch her wie auf der Straße des 17. Juni in der Hauptstadt, wo die beispiellose Erfolgsgeschichte der Loveparade ihren Anfang nahm. In Duisburg wollte man zu hoch hinaus. Nur mit dem Größenwahn der dortigen Veranstalter ist zu erklären, dass zu viele Menschen in zu kurzer Zeit durch ein viel zu kleines Nadelöhr strömen sollten.

Die Loveparade-Macher haben sich stets mit Nachdruck gegen den Vorwurf gewehrt, bei ihrer „Liebes-Demonstration" ginge es lediglich um Konsum, gute Werbeeinnahmen und Musik-Marketing. Jetzt müssen sie mit dem ungleich schwereren Vorwurf leben, dass ihnen Größe und Erfolg offenbar doch wichtiger waren als die Hilferufe der im Tunnel eingeschlossenen Jugendlichen. Das ist eine Botschaft, die mit Liebe und Frieden nun wahrlich gar nichts mehr zu tun hat.

Ein Armutszeugnis nach mehr als 20 Jahren Erfahrung, die mit dieser Art von Großveranstaltung inzwischen vorliegen. Auch diese Loveparade war kein neues Phänomen, kein Versuch, keine Premiere. Erfahrungen beim Absichern der rauschenden Party lagen in Hülle und Fülle vor. Überall feiern in diesem Sommer wieder Hunderttausende vor großen Bühnen, auch anderswo. Viele Eltern werden jetzt um ihre Kinder bangen, wenn sie das nächste Mal aufbrechen. Auch diejenigen Veranstalter, die ihre Verantwortung ernst nehmen, werden Duisburg schmerzlich zu spüren bekommen.

M E-Mail an: Rena.Lehmann@Rhein-Zeitung.net