Kultur 2011: Buga in Koblenz war Kulturzentrum
Der Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig hat es schon in seinem alten Amt als Kulturstaatssekretär gewusst: Koblenz ist ihm die „heimliche Kulturhauptstadt“ des Landes. Zumindest 2011 werden ihm nur wenige Stadtchefs grundlegend widersprechen: Mit Millionen Buga-Besuchern, die allesamt mit einem reichen Kulturprogramm in Berührung kamen, war die Stadt am Deutschen Eck die größte Freilichtbühne, die das Land jemals erlebt hat.
„West Side Story“ vom Stadttheater als Open-Air-Spektakel, das „Lichtströme“-Festival im Rahmen der Kultursommer-Eröffnung auf der Festung Ehrenbreitstein, Tausende Chorsänger und Instrumentalisten aus dem ganzen Land auf den zahlreichen Bühnen des Buga-Geländes: Hier war tatsächlich für jeden Geschmack etwas Besonderes geboten.
Eitel Sonnenschein wie zwischen Blumen und Bäumen in Koblenz herrschte derweil in der „alltäglichen“ Kulturszene des Landes nicht: Obwohl es sich abzeichnet, dass auch im kommenden Landeshaushalt nicht an den bestehenden Theatern und Orchestern gespart werden soll, geht an den Bühnen das Spargespenst um. Ganz düster sieht es in Trier aus, wo nicht nur eine ganze Million im Theaterhaushalt eingespart werden soll, sondern auch eine aufwendige Sanierung des maroden Gebäudes ansteht – der Ausgang ist noch ungewiss.
Im Zuge der Haushaltskonsolidierung greifen auch am Theater der Stadt Koblenz 2011 Sparmaßnahmen, wenn auch in geringerem Maße: Das Haus streicht eine Produktion im Großen Haus und fährt den Spielbetrieb in der Studiobühne Kammerspiele spürbar runter. Doch damit nicht genug: Die FDP-Fraktion denkt laut über die Schließung einer oder mehrerer Sparten nach – damit wäre auch die Existenz des eng mit dem Theater verbundenen Staatsorchesters Rheinische Philharmonie gefährdet. Besonders abstrus gestaltete sich die Diskussion ums Staatstheater Mainz: Hier tat sich der Grünen-Finanzdezernent Günter Beck als Kultur-Spardose hervor und bereicherte die Diskussion um deutliche Streichansagen. Nach großen Ansagen und einem kindischen, öffentlich ausgefochtenen Streit mit Staatstheater-Intendant Matthias Fontheim greifen ziemlich übersichtliche Sparmaßnahmen, die trotzdem wehtun: Auf Sicht gibt das Staatstheater seine erfolgreiche Studiobühne TiC auf, die in das stillgelegte Theaterrestaurant auf dem Dach umziehen soll – ein Bauernopfer mit schalem Nachgeschmack.Die Mainzer Spardiskussion fiel unglücklicherweise in die Einflugschneise der anstehenden Wahl eines neuen Oberbürgermeisters, obwohl zu ihrem Zeitpunkt der verfrühte Abgang von Jens Beutel (SPD) noch nicht absehbar war: Während sich der Grünen-Finanzdezernent Beck schon einmal als harter Sparer ins Licht setzen konnte (und dabei eigentlich weitgehend scheiterte), durfte vom Land kaum Rückendeckung fürs einzige rheinland-pfälzische Staatstheater erwartet werden – dort sitzt im Bildungs- und Kulturministerium auf Staatssekretärsposten Michael Ebling, der für die SPD ins Feld um den wichtigen OB-Posten in der Landeshauptstadt ziehen soll. Und in der aufgeheizten öffentlichen Diskussion, die marode Schultoiletten gegen Investitionen ins Staatstheater aufrechnete, wollte sich kein Politiker mit breiter Brust vor das Staatstheater stellen – ein Trauerspiel.
Von unserem Kulturchef Claus Ambrosius
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