Berlin

Kubicki zieht Konsequenz: Kieler Chef der FDP-Fraktion will jetzt auf Distanz zu Journalistinnen gehen

Die Sexismus-Debatte ist auch im politischen Berlin in vollem Gange. Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki will für sich Konsequenzen ziehen. „Ich werde künftig keine Journalistinnen mehr als Wahlkampfbegleitung in meinem Fahrzeug mitnehmen.“ Außerdem wolle er künftig zum Beispiel Gespräche an der Hotelbar vermeiden, wenn Journalistinnen dabei seien.

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„Denn natürlich rutscht einem da schon mal eine lockere und nicht gelungene Bemerkung heraus.“ Zugleich warf Kubicki dem „Stern“ in der „Bild am Sonntag“ vor, Brüderle schaden zu wollen. Er habe ihm aber von einer Klage gegen das Magazin abgeraten. „Denn der Beitrag enthält, soweit ich das überblicken kann, keine falschen Tatsachenbehauptungen.“

Grünen-Parteichefin Claudia Roth kritisierte im Nachrichtensender NDR Info, Frauen würden in der Debatte „mehr und mehr zu Tätern gemacht“, damit die „männlichen Machtverhältnisse“ erhalten blieben. Sie forderte Brüderle zum Handeln auf: „Es wäre nicht schlecht, wenn er sich erklären würde, wenn er sich entschuldigen würde.“ Es sei schlimm, wie die Debatte geführt werde. „Es ist sehr traurig, dass offensichtlich immer noch Männer meinen, Sexismus sei eine Lappalie oder gar ihr gutes Recht.“ Schlimm finde sie Äußerungen, die Journalistin hätte eben nicht nachts an einer Hotelbar sitzen sollen. „Das ist ungefähr so, wie wenn man bei Vergewaltigungsprozessen den Frauen unterstellt, sie könnten sich ja anders anziehen“, sagte Roth.

In der Debatte geht es auch darum, ob die Distanz zwischen Politik und Medien zu gering ist. Aus Sicht des SPD-Fraktionschefs Frank- Walter Steinmeier ist die Nähe unvermeidbar. „Ich glaube indes nicht, dass sie wirklich größer geworden ist“, sagte er der „Leipziger Volkszeitung“. „Alle, die in Spitzenpositionen der Politik einrücken, wissen, dass sie in der ersten Reihe stehen und sich deshalb einer neuen öffentlichen Durchleuchtung unterziehen müssen. Herr Brüderle ist nicht der Erste, der das erlebt“, sagte Steinmeier.

dpa/msc