Für wie blöd hält Enak Ferlemann die Menschen im Mittelrheintal eigentlich? Wenn der Verkehrsstaatssekretär einer alternativen Gütertrasse den Todesstoß mit dem Argument versetzt, das Verkehrsaufkommen im schmalen Rheintal müsse sich auf der Schiene erst verzehnfachen, um eine Neubaustrecke wirtschaftlich zu begründen, dann wird ignorant und eiskalt Politik an Interessen und Gesundheit der Menschen vorbei gemacht.
Mehr noch: Die Region, die mit dem Projekt Buga 2029 versucht, für sich eine Zukunftsperspektive zu entwickeln, wird gnadenlos abserviert. Heute schon sind der Krach und die Erschütterungen nicht auszuhalten. Die von Ferlemann in die Diskussion gebrachte Verzehnfachung auf dann Tausende von Zügen täglich wäre blanker Horror und zeugt von einer satten Portion Zynismus.
Offenbar ist Ferlemann, seinem Berliner Ministerium und dem Bund die unerträgliche Situation in einer der ältesten deutschen Kulturlandschaften egal. Wenn es um seine Heimat Niedersachsen geht, hört sich Ferlemann übrigens ganz anders an: „Wir müssen bei unserem Handeln immer auch an die nächste Generation denken“, heißt es auf seiner Internetseite. Nur um im nächsten Absatz deutlich zu machen, dass er dabei in erster Linie wohl an den Ausbau und die Stärkung niedersächsischer Verkehrsprojekte denkt: „Ich mache diesen Job, um etwas zu erreichen, insbesondere mit Blick auf Niedersachsen.“ Und: „Wir Niedersachsen sind schließlich nicht irgendein Bundesland.“
Wenn diese Regierung dem Mittelrheintal von vorn herein keine Chance gibt, soll sie das offen sagen, damit jeder weiß, woran er ist. Das könnte zu Resignation führen bei Menschen, deren Gesundheit gefährdet ist, deren Kinder wegziehen, deren Immobilien keinen Pfifferling mehr wert sind. Es könnte aber auch über die Bürgerinitiativen hinaus zu Widerstand führen. Vor Jahren hat ein christdemokratischer (!) Kommunalpolitiker bei einem Treffen in Kamp-Bornhofen laut darüber nachgedacht, dass offenbar erst Bahngleise besetzt werden müssen, damit ein Umdenken erfolgt.
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