Pflegekräfte erleben oft Gewalt
Rheinland-Pfalz. Pflegekräfte, die Opfer von Übergriffen durch Patienten werden, erfahren im Anschluss oft keine Unterstützung durch ihre Arbeitgeber. Gewalt in der Pflege sei ein „bekanntes und verbreitetes Phänomen“, sagte der Kölner Pflegewissenschaftler Daniel Tucman beim „Pflegetag Rheinland-Pfalz“ in Mainz. In der Hälfte aller Kliniken und Pflegeeinrichtungen fehlen jedoch Ansprechpartner, an die sich Gewaltopfer wenden können, berichtete er aus einer Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung.
Intensive Unterstützung für die Betroffenen gibt es noch seltener: „In zehn Fällen, in denen eine Pflegekraft angegriffen wird, hat einmal jemand Interesse, dass das aufgearbeitet wird.“ Die rheinland-pfälzische Landespflegekammer hat Gewalt von und gegen Pflegekräfte als Schwerpunktthema des Kongresses ausgewählt. Rund 1400 Pflegekräfte, Behördenvertreter und Politiker kamen dazu in die Mainzer Rheingoldhalle. Der Pflegeforscher Tucman stellte eine Untersuchung vor, bei der sein Institut die Erfahrungen von rund 400 Pflegekräften ausgewertet hat. Rund 14 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, häufig selbst Opfer von Übergriffen zu werden. 12 Prozent erklärten außerdem, in ihren Einrichtungen kommt es „sehr häufig oder eher häufig“ zu Gewalt gegen Patienten. Nur jede dritte Pflegefachkraft gab an, dass das Thema Gewalt in der Pflege während der eigenen Ausbildung Thema gewesen ist.
Der Frankfurter Medizinrechts-Professor Thomas Schlegel erklärte, dass es einen Zusammenhang zwischen Überlastung und schlechter Personalausstattung und Fällen von Gewalt in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gibt. Die Betreiber müssen ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern besser nachkommen, forderte Schlegel.