Bitte, wo ist der Aufreger? Eine Landtagsabgeordnete erscheint mit ihrem Sohn im Parlament – einem Säugling. Ein wenige Wochen altes Baby tut vor allem eines: schlafen. Auch im Plenarsaal. Und wenn das Kind doch quengelt, dürfte seine Mutter Frau genug sein, mit der Situation umzugehen – und die Sitzung samt Kind verlassen, bis es sich beruhigt.
Anke Mersmann ist für Babys im Parlament
Junge Mütter wie die Grünen-Abgeordnete Madeleine Henfling müssen im Alltag ein hohes Maß an Flexibilität aufbringen – offensichtlich zu viel für den Landtag in Thüringen.
Aber blicken wir doch von diesem Babybesuch weg und schauen auf die in dieser Republik zu lahm und zu handlungsarm geführte Diskussion darüber, wie Familie und Beruf zu vereinbaren sind. Stichwort Kinderbetreuung. Von ihr hängt nun einmal ab, ob und in welchem Umfang Mütter in den Beruf zurückkehren. Dass es wichtig ist, entsprechende Strukturen zu schaffen, weiß die Politik. Und sicher: Es wäre falsch zu sagen, dass sich nichts bewegt. Kitaplätze entstanden und entstehen, ihre Zahl wächst wegen des Rechtsanspruchs auf Betreuung für Kinder ab einem Jahr. Aber was ist mit den jüngeren? Und generell ist es für zu viele Familien zu oft ein erheblicher Akt, einen Betreuungsplatz zu finden.
Der Fall der Abgeordneten Henfling wird daran nichts ändern. Aber er zeigt einmal sehr medienwirksam, vor welchen praktischen Problemen junge Mütter stehen, wenn sie Kind und Beruf unter einen Hut bringen wollen. Dann hat diese Posse wenigstens einen Sinn.