

Als Hubschrauberpilot und gleichzeitig Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel hat Stephan das Privileg, seit acht Jahren diverse Drohnen zu testen – und hat auch selbst Fluggeräte gebaut. Auf den Drohneneinsatz hat ihn vor Jahren ein Winzer gebracht. „Der sagte zu mir in flapsigem Unterton, dass die Flächen mittlerweile so klein geworden sind, dass man fast ein Modellflugzeug zum Spritzen einsetzen könnte.“ Bei Stephan machte es klick, in ihm reifte die Idee, Drohnen auszuprobieren. Zumal der Steillagenweinbau mit ähnlichen Schwierigkeiten wie die japanische Landwirtschaft in den 90er-Jahren zu kämpfen hat: zu wenig Betriebsnachfolger, eine alternde Winzerschaft.
Die Drohne hat laut Heli-Pilot Stephan gegenüber dem herkömmlichen Spritzhubschrauber und der Handspritztechnik einige Vorteile: Sie lässt sich zielgenau mit hoher Präzision auf die Reben steuern, ist schnell und flexibel zu starten und hat nur eine geringe Abdrift – mit Letzterem ist der Verlust an Pflanzenschutzmitteln gemeint, weil Rotoren einen Teil der Flüssigkeit nach oben verwirbeln. Und es entstehen – zumindest in der jüngeren Drohnengeneration – keine negativen Emissionen durch Verbrennung.
Auf neun Hektar Steillagen ist an der Mittelmosel und an der Saar im vorigen Jahr ein Großversuch gestartet worden. Ins Visier kamen Jung-, Ertrags-, Bioanlagen und Versuchsanlagen des DLR Mosel. Zum Einsatz kam ein Fabrikat der chinesischen Firma DJI, die den Weltmarkt klar beherrscht. „Das Sprühsystem hat bis auf kleinere Störungen beim Akku recht zuverlässig funktioniert“, zieht Freimut Stephan ein erstes Fazit. Der Versuch läuft noch bis Ende des Jahres. Die Drohne hat einen 10-Liter-Spritzmitteltank und kostet rund 15.000 Euro. Und ihr Glanzstück sind drei Bedienerprogramme: manuell, autonom und vollautonom. „Ich habe nicht geglaubt, dass die Drohne das selbstständig hinkriegt, also habe ich es ausprobiert.“ Stephan kam aus dem Staunen kaum mehr heraus. Die Drohne hielt den programmierten Höhenabstand zu den Zeilen und sprühte auf der eingegebenen „Route“ von allein. Pro Hektar ist ein Wasseraufwand von 150 Litern nötig. Die Testresultate im Einsatz gegen die Pilze Oidium und Peronospora sind Erfolg versprechend. Nur die Ablagerungswerte des Spritzmittels an der Blattunterseite sind noch verbesserungswürdig. Außerdem ließ Stephan zwei Sprühpumpen einbauen, die vom Herstellermodell abwichen – da versagte die Sensorik, wenn das Mittel zur Neige ging.
Das jüngste Drohnenmodell arbeitet vollautomatisch. „Es kann zentimetergenau fliegen und bearbeitet auch unsymmetrische Flächen problemlos“, erläuterte Stephan. Das 24,5 Kilogramm schwere Fluggerät ist eine technische Meisterleistung, steuert auch Spritzdruck und meldet sich, wenn es manuell übernommen werden möchte. Wo solche Technik mal angewendet werden kann? Das sei, so Stephan, nur für schwer begehbare Weinberge und für „steilste Steillagen“ empfehlenswert.