

Hintergrund sind die Beschwerden von einzelnen Wahlbürgern. In den Briefwahlunterlagen, die aus einem Merkblatt, einem Wahlschein, einem Wahlbriefumschlag und einem Stimmzettelumschlag bestehen, ist auf den farbigen Umschlägen eine missverständliche Formulierung aufgedruckt. Da steht etwas von einem „gelben Wahlschein“ zu lesen, den es überhaupt nicht gibt. Der Wahlschein hat die Farbe Grau.
„Das ist zugegebenermaßen unglücklich“, sagt Bürgermeister Helmut Probst etwas zerknirscht. Er habe deswegen mit dem Landeswahlleiter Marcel Hürter gesprochen. Der habe den Fehler als nicht so gravierend eingestuft, als dass die Wahl hätte verschoben werden müssen. Zumal, so Helmut Probst, „es in der Bedienungsanleitung richtig drinsteht“. Das heißt: Wer sich an die Vorgaben hält, die auf dem beiliegenden Merkblatt für die Stichwahl aufgedruckt sind, handelt auf jeden Fall korrekt. Probst setzt auf den „mündigen Bürger, der das durchschauen wird“.
Die beiden Kandidaten, Wolfgang Lambertz (51) und Stephanie Balthasar-Schäfer (49), haben von der Panne gehört, messen ihr aber nicht allzu viel Gewicht zu. Beide sorgen ihrerseits für leichte Verwirrung. Mit einem Handzettel für alle Haushalte in der VG versucht die CDU-Kandidatin, die Wähler zu mobilisieren – freilich ohne die CDU zu erwähnen. „Das ist ein Wahlaufruf, nicht mehr und nicht weniger“, erklärt die Kandidatin. Im Übrigen sei jedem Wahlbürger ja klar, dass „wir beide von der CDU sind“. Doch der, der nicht unter dem Parteilogo segelt, Wolfgang Lambertz nämlich, betont jetzt ausdrücklich in einem Brief, der von heute an in die Häuser flattert, seine christdemokratischen Wurzeln. Lambertz: „Wie Sie wissen, bin ich seit vielen Jahren CDU-Mitglied – und dies aus Überzeugung.“ Verkehrte Welt.
In einer ganzseitigen Anzeige ist bei Balthasar-Schäfer indes zweimal der CDU-Schriftzug zu lesen. Sie beschwört eine ungewöhnliche Wahlentscheidung: „Sie haben die Wahl zwischen Frau oder Mann.“ Während die Dohrerin darauf hinweist, dass sie 18 Jahre kommunalpolitische Erfahrung hat und 13 Jahre lang Stellvertreterin des Bürgermeisters gewesen ist, bekräftigt Lambertz, dass er als freier Bewerber „zukünftig losgelöst von Parteizwängen und Einflussnahmen das Amt für die Bürger nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen kann“.
Im ersten Wahlgang hatte Lambertz 37,4 Prozent, Balthasar-Schäfer 25,3 Prozent der Stimmen erhalten. Ob die CDU-Kandidatin mit Wurzeln in Klotten diesen Vorsprung aufholen kann, hängt wohl auch davon ab, wie gut sie ihre Gefolgschaft mobilisieren wird. Wolfgang Lambertz darf insbesondere auf die Klientel von Hans Bleck (20,4 Prozent) setzen. Der SPD-Kandidat hatte seine Wähler aufgefordert, den anderen Cochemer zu wählen.