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Westerwaldkreis

Corona-Protest: Behörden lassen „Spaziergänger“ vorerst laufen

Von Michael Wenzel, Thorsten Ferdinand
In der Allgemeinverfügung, die der Kreis wegen der Montagskundgebungen erlassen hat, geht es auch um Verkehrssicherheit.
In der Allgemeinverfügung, die der Kreis wegen der Montagskundgebungen erlassen hat, geht es auch um Verkehrssicherheit. Foto: Thorsten Ferdinand

Auch im Westerwaldkreis haben sich am Montagabend wieder mehrere Hundert Menschen versammelt, um mit sogenannten Spaziergängen gegen die Corona-Politik und eine mögliche Impfpflicht zu demonstrieren. Entsprechende Veranstaltungen gab es unter anderem in Hachenburg, Bad Marienberg, Westerburg, Selters, Wallmerod und Ransbach-Baumbach.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Teilnehmerzahl bewegte sich jeweils im zweistelligen Bereich. Der größte Spaziergang im Kreis fand erneut in Montabaur statt, wo sich schätzungsweise etwa 150 Personen versammelten. Dort gab es auch eine kleine, kurzfristig angemeldete Gegendemonstration.   Nach Recherchen unserer Zeitung verliefen die „Spaziergänge“ weitgehend friedlich, lediglich die Diskussionen mit den Gegendemonstranten in Montabaur ...
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Zwischen Verschwörungstheorien und differenzierten Positionen zur Pandemie

Montabaur/Selters. Nach zwei Jahren Pandemie prallen im Umfeld der „Spaziergänge“ auch im Westerwaldkreis polarisierende Meinungen aufeinander. Bei den Veranstaltungen bleibt es in der Regel zwar friedlich, es gibt zumindest bei den unangemeldeten Versammlungen keine Transparente oder Lautsprecherdurchsagen.

In den Gesprächen mit den Teilnehmern in Montabaur und Selters sowie den Gegendemonstranten in der Wäller Kreisstadt wird jedoch deutlich, dass es zunehmend schwieriger wird, Kompromisse in der Corona-Politik zu finden, mit denen alle Seiten irgendwie leben können.

In Montabaur etwa ist am Montagabend in einer Diskussion mit den Ordnungsbehörden zu hören, der Impfstoff im Körper sei „eine tickende Zeitbombe“ und alle Medien würden staatlich zensiert. Es sind unter den Teilnehmern aber auch Menschen mit ausgewogeneren Positionen zu finden, die keine Verschwörungstheorien verbreiten. Eine Frau etwa wirbt im Gespräch mit unserer Zeitung dafür, sich gegenseitig besser zuzuhören. Letztlich würden Gegner und Befürworter einer Impfpflicht und der Corona-Auflagen von Ängsten getrieben – sie schätzten die Bedrohungslage nur einfach sehr unterschiedlich ein. „Die einen machen sich mehr Sorgen um ihre Gesundheit, die anderen sorgen sich mehr um ihre Freiheit“, meint die Frau.

Auch in Selters äußern sich Teilnehmer, die laut eigener Aussage um eine ausgewogene Position ringen. Da ist zum Beispiel eine Mutter, die sich und ihren Sohn nicht impfen lassen will, weil zwei ihrer Geschwister unter Impfschäden litten und auch ihr Sohn früher einen Impfschaden davongetragen habe. „Ich bin kein Corona-Leugner, ich war selbst erkrankt und habe mit Long Covid zu kämpfen“, sagt sie. Doch die Erfahrungen mit Impffolgen, die sich in ihrer Familie häuften, ließen sie nicht unberührt. „Wenn die Impfpflicht kommt, werden wir das Land verlassen“, sagt sie entschlossen.

Eine weitere Frau denkt an Pflegekräfte aus ihrem privaten Umfeld: Wer sich da nicht impfen lasse, stehe jetzt vor dem Existenzverlust. Ihre ganze Familie habe Corona gehabt, „wir wissen, wovon wir reden“, doch sie müsse etwas tun, „um unsere Freiheit zu retten“, meint sie. Dabei gehe es darum, sich mit anderen – auch anderen Ansichten – auseinanderzusetzen: „Wir suchen den Dialog.“

Dieser Dialog läuft bisweilen hitzig ab, wenn es zum Beispiel um das Tragen von Masken geht. Die Gegendemonstranten in Montabaur etwa fordern im Gespräch mit einer „Spaziergängerin“, diese möge ihre Maske aufsetzen, wenn sie ihnen nahekomme. „Wir sind draußen, und ich halte genug Abstand“, entgegnet die Frau. Zumindest Letzteres können die Fotos von der Veranstaltung allerdings nicht bestätigen. kat/tf

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