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Kreis Birkenfeld

Straßenausbaubeiträge: Verwaltungen befürchten Mehraufwand

Wenn wie gerade in Nohen Gemeindestraßen und Gehwege ausgebaut werden, kann es für die Anwohner teuer werden.  Foto: Gerhard Müller
Wenn wie gerade in Nohen Gemeindestraßen und Gehwege ausgebaut werden, kann es für die Anwohner teuer werden. Foto: Gerhard Müller

Ist das nun der große Wurf oder nur ein altes Süppchen, das wieder aufgewärmt wird? Auch im Kreis Birkenfeld gehen die Meinungen der Lokalpolitiker und Verantwortlichen in den Kommunen zum ausgehandelten Kompromiss der Regierungskoalition in Sachen Straßenausbaubeiträge weit auseinander.

Lesezeit: 2 Minuten
Für Birkenfelds Verbandsbürgermeister Bernhard Alscher ist klar: „Das hilft keinem und ist nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Kommunen. Wir werden wohl eine zusätzliche Kraft einstellen müssen, um eine solche Satzung vorzubereiten. Und das wird locker ein Jahr brauchen.“ Alscher kann die euphorische Darstellung der Kreis-FDP in keiner Weise nachvollziehen. Selbst ...
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Kommentar zu den Ausbaubeiträgen: Der große Wurf ist das wahrlich auch noch nicht

Und sie bewegt sich doch! Mit ihrer Entscheidung, die vermaledeiten Einmalbeiträge für Anlieger kommunaler Straßen abzuschaffen, versucht die Mainzer Ampelkoalition das Heft des Handelns an sich zu reißen, bevor CDU, AfD, Haus&Grund und sogar örtliche Parteienvertreter von SPD, Grünen und FDP das Thema in die nächsten Wahlkämpfe tragen könnten. Das ist ihr einziges Kalkül! Denn ein für alle Seiten erlösender Wurf ist auch dieser Kompromiss wahrlich nicht. Die Basis der Unzufriedenen wird lediglich gesenkt – und verbreitert, keinesfalls aber eliminiert.

Chefredakteur Peter Burger zu den Ausbaubeiträgen

Geht auch nicht, denn jede Änderung im System der Finanzierung gemeindeeigener Straßenausbaukosten, produziert automatisch Ungerechtigkeiten aus Sicht derer, die bereits einmalig zur Kasse gebeten wurden, jenen, die nicht in der ausgebauten „reinen Anliegerstraße“ wohnen, oder den Nachbarn, denen zwei Straßen weiter völlig egal ist, ob in ihrem Dorf oder Stadtteil nach 30 Jahren des Stillstands endlich die Hauptstraße verkehrstechnisch optimal ausgebaut wird – um nur drei Beispiele zu nennen.

Verkehrsinfrastruktur ist Daseinsvorsorge – und damit Aufgabe öffentlicher Hand. Punktum! Da geht es nicht an, den Bürgern erneut in die Tasche zu greifen. Denn zu Recht sind die davon überzeugt, beispielweise mit Kfz-Steuer, Mineralölsteuer, Grundsteuer, Grunderwerbssteuer, Straßenreinigungs- und anderen -gebühren hinlänglich für (Aus)bau, Instandhaltung und Sicherung der Straßen vor unser aller Haustüren gezahlt zu haben. Egal wo!

Die auch bislang schon möglichen „wiederkehrenden Beiträge“ mögen auf den ersten Blick sozialer weil deutlich niedriger erscheinen. Gerechter waren sie auch bisher nicht. Das zeigt der Zoff in vielen Orten. Weiterer Ärger ist in den Kommunen programmiert, bis die Beiträge vollends kippen – wie in anderen, schlaueren Bundesländern und Nachbarstaaten schon längst.

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FDP begrüßt Entscheidung zu Straßenausbaubeiträgen: Härtefälle werden vermieden

Kreis Birkenfeld/Mainz. Die Landtagsfraktionen von SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen haben angekündigt, das Kommunalabgabengesetz zu ändern. Ziel der Reform ist es, die hohen Einmalzahlungen beim Straßenausbau abzuschaffen und mithilfe des Landes in den Kommunen auf wiederkehrende Beiträge umzustellen.

„Das ist ein guter Vorschlag der Mainzer Ampelkoalition“, urteilt Matthias Keidel, Vorsitzender der Freien Demokraten im Landkreis Birkenfeld. „Damit wird die politische Debatte um die Straßenausbaubeiträge mit einem guten Kompromiss beendet. In den Gemeinden war wegen der politischen Unsicherheit deutliche Zurückhaltung beim Straßenausbau zu spüren. Das hat sich auch in den Auftragsbüchern der mittelständischen Bauwirtschaft niedergeschlagen.“ Mit dem vorliegenden Gesetzesentwurf der Mainzer Koalition herrsche jetzt Klarheit für die Kommunen, freut sich Keidel. „Ich bin froh, dass das Land die Umstellung in den Kommunen finanziert“, sagt der FDP-Kreisvorsitzende.

Der Gemeinde- und Städtebund sowie der Städtetag werden den Kommunen beratend zur Seite stehen. „Viel wichtiger als das ist aber die Nachricht, dass beim kommunalen Straßenausbau künftig soziale Härten vermieden werden. Die Rentnerin mit geringem Einkommen oder die frisch ins Eigenheim gezogene junge Familie werden künftig nicht mehr mit vier- oder gar fünfstelligen Einmalzahlungen belastet. Die Kommunen werden geringe jährliche Beträge in einer Satzung festhalten, die von den Grundstückseigentümern gezahlt werden. Und das ist absolut leistbar“, sagt Keidel, der auf das Beispiel Kruft verweist. Dort würden im Jahr gerade einmal 9 Cent pro Quadratmeter Grundstück erhoben. „Für die Gemeinden schaffen die wiederkehrenden Beiträge Planungssicherheit. Und ganz wichtig auch für mich als Mitglied im Gemeinderat: Die Entscheidungshoheit über die kommunalen Straßen bleibt in der Hand der Gemeinde.“

Wäre das Land in die Finanzierung eingestiegen, würden Bürgermeister künftig als Bittsteller nach Mainz fahren, wenn sie die Ortsstraße sanieren wollen, sagte Keidel. „Das wäre mal ganz abgesehen von der zwingend entstehenden zusätzlichen Bürokratie auf Landesebene völlig absurd.“

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