Im Vorfeld der Planung für die Diamant- und Edelsteinbörse in Idar-Oberstein gab es durchaus Widerstände. „Die erfahrene Frankfurter Geschäftsfrau Anita Mikulski, ihr Geschäftspartner Josef Orgler sowie der Syndikus des Frankfurter Diamant-Börsenvereins, Dr. Karl Michel, planten damals in der Frankfurter Innenstadt für 40 Millionen Mark das ,bestgesicherte Gebäude der Bundesrepublik' als Heimat einer Frankfurter Diamantbörse“, blickt Jörg Lindemann zurück.
Dabei setzten die Initiatoren am Main vor allem auf die verkehrsgünstige Lage des international bedeutenden Handelsplatzes. „So stellte die Verwaltungsgesellschaft ,Haus der Diamantbörse' im Frühjahr 1971 den Bauantrag für ein 25-stöckiges Hochhaus in der Frankfurter City mit der Zielsetzung, dort ab Mitte 1971 hochkarätige Diamanten und Edelsteine zu versteigern.“ In der Presse war damals vom „Kampf der Diamantbörsen“ die Rede.
Fakt war aber: Auf dem 18. Weltkongress der Diamantbörsen in Amsterdam im Mai 1975 wurde die Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein als erste deutsche Börse in den Weltverband aufgenommen. „Hingegen wurde der im Herbst 1974 eröffneten Frankfurter Diamantbörse nur ein Beobachterstatus eingeräumt – weil diese Börse erst ein Jahr bestand und eine Vollmitgliedschaft deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geprüft werden sollte“, schreibt Jörg Lindemann im Heimatkalender.
Bereits am 5. Februar 1976, nur eineinhalb Jahre nach Eröffnung der Frankfurter Börse, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Idar-Oberstein erfüllt auch den ausgefallensten Wunsch – Während die Frankfurter Diamantbörse gescheitert ist, blüht die Börse in Idar-Oberstein.“ Zu den Gründen schrieb die FAZ damals: „Frankfurt scheitert daran, dass der Versuch, eine Diamantbörse auf die grüne Wiese zu setzen, ohne traditionsreiche Produktion und Weiterverarbeitung im Rücken, ohne das Management von anerkannten Fachleuten, ohne solide internationale Beziehungen, nur auf die zentrale Verkehrslage der Main-Metropole vertrauend, von vornherein keine Erfolgsaussicht hatte.“ Heute wird das ehemalige Frankfurter Börsenhochhaus als Bürogebäude genutzt. sc/red