Sankt Augustin. „Nicht der Pass ist das Problem, sondern die soziale Sicherheit beziehungsweise Unsicherheit.“ Das sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer angesichts der Tat von Sankt Augustin. Pfeiffer hält ein mangelhaftes soziales Umfeld für einen wesentlichen Faktor für die Gewaltbereitschaft junger Männer.
Nach der Tötung der 17-Jährigen aus Unkel durch einen 19-Jährigen mit deutscher und kenianischer Staatsangehörigkeit warnte Pfeiffer im „Kölner Stadt-Anzeiger“ davor, allein auf die Staatsangehörigkeit des jungen Mannes zu schauen. Viel wichtiger sei es, wie gut jemand sozial vernetzt ist und bei Problemen durch Familie, Freunde oder Kollegen aufgefangen werde.
Der ehemalige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen räumte ein, dass der Aspekt der Migration mit Blick auf die soziale Sicherheit eine Rolle spiele. „Wer keinen Boden unter den Füßen hat, ist eher in Gefahr, im Konfliktfall zu töten. Das trifft auf Migranten stärker zu als auf Deutsche“, sagte Pfeiffer. Tötungsdelikte junger Menschen seien in Deutschland seit Langem rückläufig. Bei den Tätern handele es sich in den meisten Fällen um sozial ungefestigte Menschen, die eine Trennung einfach nicht aushielten.
Allein auf die afrikanische Herkunft des mutmaßlichen Täters zu schauen, sei nicht hilfreich und lenke den Blick in die falsche Richtung, betonte Pfeiffer. „England ist beispielsweise ein Land mit viel höherer Jugendgewalt als Deutschland.“ Das liege daran, dass sich in Deutschland die Erziehungskultur „drastisch in Richtung mehr Liebe und weniger Hiebe“ verändert habe.
Das Entscheidende sei, ob jemand in einer Kultur männlicher Dominanz aufgewachsen sei. Eine „Macho“-Kultur gebe es nicht nur in afrikanischen Ländern, sondern auch in arabischen Ländern oder in Osteuropa, erläuterte der Kriminologe. „Überall dort, wo männliche Jugendliche in männlicher Dominanz aufwachsen, fällt es ihnen schwerer, eine von einer Frau gewünschte Trennung zu akzeptieren. Das ist ein Grundproblem der Migration.“