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Herdorf

Opfer der NS-Euthanasieverbrechen: Das traurige Schicksal der Herdorfer Familie Dendel

Von Daniel Weber
Paula Dendel, geboren 1909 in Herdorf, wurde nur 30 Jahre alt. Wie mindestens drei ihrer Geschwister wurde die junge Frau in Tötungsanstalten der Nationalsozialisten ermordet (hier ein Foto aus der Patientenakte). Im Gedenken an sie und weitere Euthanasieopfer sollen in Herdorf bald sogenannte Stolpersteine verlegt werden.
Paula Dendel, geboren 1909 in Herdorf, wurde nur 30 Jahre alt. Wie mindestens drei ihrer Geschwister wurde die junge Frau in Tötungsanstalten der Nationalsozialisten ermordet (hier ein Foto aus der Patientenakte). Im Gedenken an sie und weitere Euthanasieopfer sollen in Herdorf bald sogenannte Stolpersteine verlegt werden. Foto: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

Eigentlich wollte sich Carsten Trojan nur seinem Steckenpferd, der Herdorfer Bergbauhistorie, widmen. Dabei jedoch stieß er zufällig auf ein weit weniger erforschtes Kapitel Heimatgeschichte: die Verfolgung und Ermordung Herdorfer Bürger im Nationalsozialismus. Dabei stieß er auf die Geschichte von Paula Dendel.

Lesezeit: 4 Minuten
Bei seinen bergbaulichen Forschungen hatte Trojan in der Online-Datenbank des Hessischen Staatsarchivs den Suchbegriff „Herdorf“ eingegeben, berichtet er. „Dabei bin ich auf die Patientenakte einer Paula Dendel aus Herdorf gestoßen, die 1940 im Alter von 30 Jahren in einer Anstalt in Eichberg im Rheingau ermordet wurde.“ „Schwachsinn“ – so lautet die ...
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In Erinnerung an diese Opfer des NS-Euthanasieprogramms: In Herdorf werden Stolpersteine verlegt

Im Gedenken an folgende Opfer des NS-Euthanasieprogramms werden in Herdorf Stolpersteine verlegt:

Martha Dendel, geboren am 4. Juli 1908 in Herdorf, ermordet am 24. September 1943 in der Landes-Siechenanstalt Klagenfurt.

Paula Dendel, geboren am 11. Dezember 1909 in Herdorf, ermordet am 23. Juni 1940 in der Anstalt Eichberg/Rheingau.

Ernst Dendel, geboren am 7. Dezember 1912 in Herdorf, gestorben am 19. Juni 1965 in Wetzlar. Ernst Dendel wurde 1937 zwangssterilisiert. Er heiratete 1937 seine Cousine Martha Klimek, die ebenfalls zwangssterilisiert worden war. 1950 stellten beide Anträge auf Entschädigung, die jedoch, wie damals üblich, abgelehnt wurden.

Ferdinand Dendel, geboren am 31. Mai 1914 in Herdorf, gestorben am 11. Juni 1956 in Wetzlar an einer Krebserkrankung. Er war verheiratet und wurde Vater einer Tochter.

Johanna Dendel, geboren am 8. Juli 1921 in Herdorf, ermordet am 18. September 1944 in Hadamar.

Mathilde Dendel, geboren am 26. Oktober 1926 in Herdorf; Todesdatum unbekannt, seit 1946 verschollen. 1935 wurde sie in das Gertrudisheim in Wetzlar eingewiesen, 1938 kam sie in die Anstalt Kalmenhof in Idstein. Während der Zeit dort musste sie im Haushalt eines Anstaltsmitarbeiters arbeiten. Am 21. Februar 1946 wurde sie mit fortgeschrittener Schwangerschaft in das Hospital „Zum Heiligen Geist“ in Köppern eingeliefert, wo sie ein Kind entband, das vier Wochen später verstarb. Am 24. Juni 1946 wurde sie entlassen – hier verliert sich ihre Spur.

Maria Dendel, geboren am 12. November 1923 in Herdorf, ermordet am 14. März 1941 in der Anstalt Hadamar.

Alois Dendel, geboren am 15. November 1931 in Wetzlar, gestorben am 1. September 2010 in Herdorf. Er war verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes.

Johanna Eickhoff (geb. Werts), geboren am 24. April 1899 in Herdorf, ermordet am 7. Juli 1941 in Hadamar. Ihr letzter Wohnort in Herdorf, das Haus Hüttengasse 1, befand sich am heutigen Spielplatz „Alte Hütte“.

August Klemens Heun, geboren am 11. August 1880 in Herdorf, ermordet am 18. Juni 1941 in der Anstalt Hadamar. Seine letzte Wohnadresse Friedrichstraße 21 entspricht der heutigen Adresse Buchenhang 11.

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